Unterwegs mit zwei Retro-Gespannen
Haslach im Kinzigtal. Die Retrowelle macht auch bei den Gespannen nicht Halt. So stehen bei Ilona Pfeiffer von Ilonas Schwarzwald Garage zwei wunderschön ikonische Gespanne von Mash und von Changjiang. Zeit für mich, bei den beiden Gespannen abwechselnd im Boot zu sitzen. Also warm anziehen und los – Außentemperatur knappe 8 Grad mit sinkender Tendenz. Über nachlassenden Grip wegen niedrigen Außentemperaturen braucht man sich beim Gespann keine Sorgen zu machen. Deshalb macht das Gespannfahren im Winter genausoviel Spaß wie im Sommer – wenn nicht sogar noch mehr. Zuerst sitze ich bei der Mash im Beiwagen und wir fahren zum Fotostopp zum Berghauptener Baggersee.
Die Mash mit dem Modellnamen Side Force ist im Militarylook gehalten und passenderweise olivgrün lackiert. Die Retrocharakteristik wird zusätzlich noch durch die Speichenräder unterstrichen. Der Einzylindermotor mit 445 Kubik leistet 28,5 PS bei 6.000 U/min. Die Mash wartet neben dem Beiwagen, wo man auch mal etwas verstauen kann, mit originellen Aufbewahrungsmöglichkeiten auf. Im Heck des Bootes befindet sich ein abschließbarer Gepäckraum. Am Bug, einmal in „Backbord“ und einmal in „Steuerbord“ sind Koffer angebracht, die sich über einen Bügel verschließen lassen. Zu guter Letzt befindet sich am Heck noch ein Gepäckträger. Eine geschobene Langschwinge ermöglicht eine leichtere Lenkung, denn immerhin wiegt die Side Force vollgetankt mit 13 Litern Sprit rund 340 Kilogramm. Die Mash Side Force, ein ausgewachsener Allrounder und sowohl für den Sonntagsausflug wie für eine Reise quer durch Europa geeignet. Bei meiner Vergleichsfahrt stellte ich fest, dass die Mash stärkere Fahr-Vibrationen aufweist, als die Changjiang. Das ist in erster Linie der gröberen Bereifung geschuldet. Auch der Einzylinder trägt dazu bei. Die Vibrationen merkt man aber beim Fahren selbst kaum, ich habe sie beim Fotografieren aus dem Boot heraus bemerkt.
Nach unserem Fotostopp am Berghauptener Baggersee steige ich um und nehme in dem etwas größeren Boot der Changjiang Dynasty Platz. Auch die Dynasty lässt das Retroherz höher schlagen. Sehr schön umgesetzt ist hier das in der Lampenmaske eingearbeitete Rundinstrument. Stauraum hat die Dynasty etwas weniger als die Side Force von Mash. Ein Staufach im Heck des Bootes bietet aber schon einiges an Platz für allerlei Utensilien. Aus dem Zubehörprogramm kann man sich – gerade für längere Reisen – einen Gepäckträger an Bug und Heck montieren. Ebenso aus dem Zubehörprogramm von Changjiang gibt es einen Windschild für das Motorrad und für den Seitenwagen. Gerade bei längerer und schnellerer Fahrt ein dankbares Zubehörteil. Die Dynasty wird von einem 650 Kubik Zweizylinder-Reihenmotor angetrieben und leistet 55 PS. Im Vergleich zur Mash und im Vergleich zur weniger groben Bereifung durchaus spritziger und laufruhiger. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 140 km/h – völlig ausreichend für ein Gespann. Das Retrogespann von Changjiang ist im Gegensatz zur Mash ein schwerer Brocken mit 370 kg Leergewicht. Beide Gespanne haben übrigens einen vollwertigen Rückwärtsgang, damit wird das Rangieren extrem erleichtert. Beim Kraftstoffverbrauch hat die Mash mit rund 4 Litern auf 100 Kilometer die Nase vorn. Die Dynasty schluckt rund 5,8 Liter für die gleiche Strecke. Die Reichweite der Dynasty ist aufgrund des höheren Tankvolumens (20 Liter – Mash 13 Liter) dadurch aber etwas höher. Preislich liegen beide Gespann auf erschwinglichem Niveau: die Mash kostet 11.000 Euro; die Changjiang 13.890 Euro – jeweils zzgl. Liefernebenkosten. Wer in Zukunft auch ganz gespannt fahren möchte, macht am besten gleich einen Termin zur Probefahrt bei Ilona aus.
Fotos: Guido Schmidt
Über den AUTOR
Guido Schmidt
Inhaber und Verleger des bmm.
Fährt privat eine Honda CB 1100 RS.
Schreibt überwiegend Reiseberichte, über Regionales, Veranstaltungen und Produkttests.
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