Ein schräges Vergnügen

Ein ereignisreicher Tag mit MES Schräglagentraining

Ilshofen. Viele Motorradfahrende wissen nicht, welche Schräglagenfreiheit ihr Motorrad hat. Auch wissen die meisten nicht, wieviel Grad Schräglage in einer Kurve gerade gefahren wird. Die eigene Einschätzung ist oftmals eine falsche. Kratzen die „Angstnippel“ auf dem Asphalt, ist immer noch genügend Reserve vorhanden. Manche entwickeln eine regelrechte Schräglagenangst und haben die Sorge, das Motorrad könnte in einer Kurve umkippen. Dies ist aber bei entsprechender Geschwindigkeit aufgrund wirkender Kreiselkräfte bei einwandfreien Straßenverhältnissen nicht möglich. Gerade das Fahren in Schräglage ist das, was das Motorradfahren ausmacht.
Um sich an extreme Schräglagen heranzutasten, gibt es das Schräglagentraining mit einem am Motorrad montierten Ausleger. Der Ausleger gibt dem Fahrer nicht nur ein Sicherheitsgefühl, sondern dient auch als Indikator für die erreichte, vom Trainer voreingestellte Schräglage.
Bei kühlen Außentemperaturen begrüßt uns Micha Strauch von MES Schräglagentraining. Wir, sieben Männer und eine Frau, haben sehr unterschiedliche Fahr-Erfahrungen – vom Wiedereinsteiger bis zum Hobby-Rennstreckenfahrer ist alles dabei. Nach einer theoretischen Einführung geht es dann auch gleich los. Micha stellt das Trainingsmotorrad – eine  KTM 1290 – vor, die über eine erstaunliche Schräglagenfreiheit verfügt. Zwei lange, orangefarbene Ausleger mit kleinen Rädchen an den Enden ragen rechts und links gen wolkenverhangenem Himmel. Für die ersten Turns stellt Micha 40 Grad ein. Heißt, ist das „Stützrad“ bei der Kurvenfahrt auf dem Asphalt, sind die 40 Grad erreicht.

Fallert Achern Team

Die richtige Fuß- und Sitzposition ist das A und O bei hohen Schräglagen. 

Fallert Achern Team

Micha zeigt an: die nächste Runde geht bis 45 Grad.

Wir fahren abwechselnd einen großen Kreis links und rechts herum entlang und tasten uns an die Schräglage heran. Beim Fahren selbst glaubt man gar nicht, dass man schon 40 Grad Schräglage erreicht hat. Das ist schonmal eine gute Erfahrung.
„Gaaaasss, Gaaaass!“ ruft Micha beim Einleiten der Schräglage. Große Schräglagen erfordern höhere Geschwindigkeiten. Und tatsächlich, es macht einen Höllenspaß und steigert das eigene Sicherheitsempfinden erheblich. Langsam steigert Micha die Schräglagenfreiheit: 43 Grad, 45 Grad, 49 Grad … Ich staune nicht schlecht, als am Nachmittag 53 Grad Schräglage eingestellt werden. Noch mehr staune ich, dass selbst bei dieser Schräglage die Stützräder ab und zu noch auf dem Asphalt abstützen. Klares Indiz dafür, dass ich die 53 Grad erreicht habe. Zum Trainingsabschluss platziert Micha auf der Kreisbahn ein Brett. Wir fahren alle ganz easy und angstfrei in Schräglage drüber. Klack, Klack, und Vorder- sowie Hinterrad sind problemlos drüber. Beim Bremsen in Schräglage darf jeder noch den Aufstellmoment des Motorrades erleben und wie dem entgegengewirkt werden kann.
Ein Schräglagentraining mit Ausleger kann ich nur Jedem empfehlen. Schaut doch gleich mal auf der Website von Micha vorbei. Dort könnt Ihr unter anderem auch ein Intensiv-Schräglagentraining in den Dolomiten buchen – da natürlich mit eigenem Bike und ohne Ausleger.

www.mestraining.de

Text und Fotos: Guido Schmidt

Über den AUTOR

Guido Schmidt

Inhaber und Verleger des bmm.
Fährt privat eine Honda CB 1100 RS und eine Triumph Rocket 3.
Schreibt überwiegend Reiseberichte, über Regionales, Veranstaltungen und Produkttests.

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