Was haben eine Kaugummimarke und ein Motorradmodell von Triumph gemeinsam? Nur den Namen: Trident. Im Maiheft wurde die neue Triumph Trident schon ausführlich vorgestellt. Ich durfte nun mit der Trident eine ausgedehnte Tour unternehmen. Daniel Korell von Hänsle Motorradsport aus Ettenheim-Altdorf hat mir freundlicherweise eine pechschwarze Trident für zwei Tage zur Verfügung gestellt. Also aufsitzen und los!
Bevor ich aber mit meinem Bericht starte, möchte ich noch ein paar Jahre zurückspulen: Den Markenname Trident gibt es bei Triumph immerhin schon seit 1968 – die „Ur-Trident“ hatte damals 60 PS und einen Triumph-typischen, drehmomentstarken 750 Kubik Dreizylindermotor. Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre drückte die japanische Konkurrenz dermaßen auf den Markt – insbesondere die Honda CB 750 four als direkter Gegenspieler zur Trident – sodass es zum Zusammenbruch von Triumph kam. 1990 wurde der Neustart in Hinkley eingeläutet. Bei der IFMA in Köln (Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung, quasi der Vorgänger der Intermot) wurde die Trident 750 und die Trident 900 jeweils mit Dreizylindermotor vorgestellt. Dieses Jahr nun pandemiebedingt ohne großes Tamtam die Neuauflage der Trident 660 mit 81 PS und natürlich dem typischen Dreizylindermotor.
Auf eben dieser neuen Trident sitze ich nun und fahre bei Hänsle vom Firmengelände in Richtung Schweighausen. Viel vorab zu erklären gibt es nicht: Kupplung links, Gas und Bremse rechts, das runde Digitalinstrument denkbar einfach auf die eigenen Bedürfnisse einstellbar.
Beim Höhengasthaus zum Kreuz (sehr zur Einkehr zu empfehlen, wenn das Gasthaus wieder öffnen darf) kurz vor Biederbach nutze ich einen Parkplatz für den ersten Fotostopp. Das Wetter meint es heute gut mit mir, außer den etwas frischen Temperaturen habe ich nichts auszusetzen. Die schön geschwungene Straße von Schweighausen nach Elzach ist ein wahrhafter Genuss. Der Trident gefällt das und sie lässt sich spielerisch leicht durch die langgezogenen Kurven führen. Auf den paar Kilometern der etwas stärker befahrenen B294 in Richtung Bleibach lasse ich mit der Trident ein paar „Sonntagsfahrer“ (obwohl Montag ist), hinter mit. Die Beschleunigung begeistert und selbst im sechsten Gang habe ich keine Bedenken, dass die Trident beim Überholen verhungert. Spritzig und wieselflink präsentiert sich das verbaute Aggregat. Von Bleibach fahre ich zu meinem ersten größeren Ziel: Wildgutach und Hexenloch gehören zu einer der schönsten Strecken in der Region. Sehr verkehrsarm, landschaftlich äußerst reizvoll. Die Wilde Gutach begleitet mich auf der rund 6 km langen, einsamen Strecke immer rechtsseitig. Teilweise erheben sich auf der linken Seite steile Felswände und auf der rechten fließt idyllisch die Wilde Gutach, dazwischen eine schmale Straße. Flüssiges Durchfahren ist nicht. Das wäre einerseits gefährlich, da die Kurven sehr schlecht einsehbar sind – andererseits geht auch der landschaftliche Reiz verloren.
Die Wilde Gutach im Blickfeld.
Die prächtige Hexenlochmühle.
Ich fahre weiter über Glashütte und biege nach weiterer kurvenreicher Fahrt scharf rechts ab Richtung St. Märgen. Wer sich für historische Mühlen interessiert, kann an dieser Abzweigung 100 m nach links fahren: Dort steht die prächtige Hexenlochmühle.In St. Märgen hätte ich normalweise eine etwas längere Pause eingelegt. Da aber die Cafés und Gaststätten leider immer noch für den Spontanbesuch geschlossen haben, fahre ich zügig durch die Ortschaft. Das Wagensteigtal liegt vor mir. Drei Serpentinen später erreiche ich Kirchzarten. Von dort fahre ich dem zweiten anvisierten Ziel entgegen: dem Notschrei. Der Notschrei ist die Alternative zur am Wochenende für Motorradfahrende gesperrten Schauinslandstrecke. Gleich zu Beginn der Auffahrt steht rechts in der Landschaft das frühere Grubenkraftwerk des Schauinsland-Bergwerks, welches ab den 40er Jahren dem Abpumpen von Grubenwasser aus den unteren Sohlen des Bergwerks diente. Im Inneren über der alten Schalttafel findet man die Bergbausymbole „Schlägel und Eisen“ sowie den Schriftzug „Glückauf“. Die Auffahrt zum Notschrei schlängelt sich bei teilweise 14 % und ein paar Spitzkehren hinauf auf 1.119 m. Nach der ersten Spitzkehre liegt rechts der Steinwasen-Park mit einer der längsten Seilbrücken der Welt (218 m Länge). Für einen Besuch des Parkes bedarf es etwas Zeit und mit Motorradklamotten auch nicht unbedingt zu empfehlen. Also lasse ich den Park in dem Fall rechts liegen und präsentiere der Trident eine schöne, kurvenreiche Fahrt. Das Getriebe der Triumph wird jetzt durch das häufige Hoch- und Runterschalten gefordert – mit Bravour besteht die Trident die Prüfung. Die Test-Trident von Hänsle Motorradsport hat keinen Schaltassistent – den kann man sich aber für kleines Geld dazuordern. An der Passhöhe angekommen biege ich rechts ab Richtung Schauinsland. Auf halber Strecke zur Passhöhe des Notschreis kann man auch abkürzen und über Hofsgrund Richtung Schauinsland fahren. Eine Pause auf dem Notschrei schenke ich mir – das Waldhotel am Pass hat ja auch noch für Spontaneinkehr geschlossen. Auf einem Hochplateau (L124) fahre ich weiter Richtung Schauinsland.
Das frühere Grubenkraftwerk am Fuße des Notschreis.
Anspruchsvolle Strecke: der Stohren, zwischen Münstertal und dem Schauinsland.
Am Abzweig nach Hofsgrund biege ich scharf links Richtung Münstertal ab. Die Strecke, die vor mir liegt nennt sich Stohren und ist sehr anspruchsvoll. Mit der wendigen Trident aber kein Problem. Bei einer großen, nicht so schräglagenaffinen Maschine à la Harley Davidson würden an den bis zu 20 % steilen Kurven die Funken sprühen. Als Alternative kann man auch vor den extrem steilen Kurven auf den Sittnerbergweg abbiegen – die Strecke ist etwas moderater zu fahren.
Unten im Tal angekommen lenke ich die Trident Richtung Münstertal und biege dort links ab auf die L 130 um zum letzten Stopp des Tages zu fahren. Es geht wieder kurvenreich bergauf an ein paar Bauernhöfen vorbei. Ich folge dem Schild „Kälbelescheuer“, biege rechts ab und erreiche nach ca. zwei Kilometern die Almgaststätte „Kälbelescheuer“. Hier ist Feierabend: Sackgasse. Im Sommer und zu nichtpandemischen Zeiten ist hier oben ein reges Kommen und Gehen, was einerseits dem fantastischen Blick ins Tal, andererseits der reichhaltigen und kulinarisch ansprechenden Speisekarte der Almgaststätte geschuldet ist. Mein absoluter Top-Tipp auf dieser Tour und zugleich ein schöner Abschluss, wenngleich die Gaststätte (immer noch) nicht geöffnet hat.
Ein ereignisreicher Tag mit der Trident neigt sich dem Ende zu. Die Engländer habe mit der Trident ein äußerst gelungenes Motorrad hervorgebracht, was Fahrfreude garantiert.
Vielen Dank nochmal an dieser Stelle an Hänsle Motorradsport aus Ettenheim-Altdorf, dass ich den quirligen Dreizylinder fahren durfte.
Fotos: Guido Schmidt
Über den AUTOR
Guido Schmidt
Inhaber und Verleger des bmm.
Fährt privat eine Honda CB 1100 RS.
Schreibt überwiegend Reiseberichte, über Regionales, Veranstaltungen und Produkttests.
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