Ein Reifenkkontrollsystem hatte ich nie vermisst – habe ich doch einigermaßen regelmäßig über Jahrzehnte den Luftdruck geprüft. Es wäre aber doch sehr praktisch, nicht mehr unnötigerweise mit Luftdruckprüfern und Ventilkappen hantieren zu müssen – egal ob zu Hause oder an der Tanke. Hier kommt der TyreBoy ins Spiel, den wir von der TyreBoy GmbH aus Bad Zwischenahn zum Testen bekommen haben. Das Gerät ist eine „Stand-alone- Lösung“, braucht also keine externen Geräte. Der „Reifen Junge“ kommt in einer kleinen Faltschachtel. Darin sind neben Sensoren und Display Montagematerial für Rohrlenker unterschiedlicher Durchmesser sowie 3M Dual-Lock-Klebepads (eine Art Klett, z. B. für Gabelbrücken- oder Verkleidungsmontage), Ersatzbatterien, Sicherungsmuttern samt Schlüssel, Felgengewichte, ein Batteriewechselwerkzeug, ein Ladekabel für das Display und eine ausführliche deutschsprachige Bedienungsanleitung enthalten. Alles macht einen guten ersten Eindruck. TyreBoy gibt für die Sensoren inkl. Batterien ein Gewicht von je nur 6,12 Gramm an. Gemessen liegen sie mit 5,985 Gramm sogar darunter. Inkl. der Sicherungsmuttern sind es dann aber 7,825 Gramm. Bei den meisten Motorrädern wird man das Gewicht gar nicht merken. Bei Maschinen, die über 200 km/h laufen, empfiehlt TyreBoy aber die Montage der Gegengewichte. Anbau und Inbetriebnahme sind schnell erledigt (ca. 15 Minuten), das System ist nach vorherigem Aufladen des Akkus sofort einsatzbereit. Bei Bedarf können Parameter für die Warnhinweise bei Unter-/Überdruck und Überhitzung manuell justiert werden. Die Sensoren sind für die Montage an Metallventilen vorgesehen. Gummiventile könnten bei höheren Geschwindigkeiten trotz des geringen Sensor-Gewichts Probleme bereiten.
Die Display-Einheit wird über eine normale USB-Steckdose geladen, lautHersteller reicht eine Ladung für ca. ein Jahr. Klasse, das spart Gefummel mit Batterien oder zusätzliche Anschlusskabel. Der TyreBoy wird per Tastendruck gestartet, bei Stillstand geht er automatisch in den Ruhemodus. Bei Dunkelheit schaltet sich die Hintergrundbeleuchtung automatisch ein. Die Sensoren an den Ventilen enthalten handelsübliche Knopfzellen und der Austausch wird bei Bedarf signalisiert. Im Betrieb macht der TyreBoy genau das, was man von ihm erwartet. Er zeigt Reifendruck und Temperatur jeweils getrennt für Vorder- und Hinterrad an. Testweise absichtlich herbeigeführter Über- bzw. Unterdruck wurde zuverlässig über je eine rote Signalleuchte, blinkende Displayanzeige und einen Warnton gemeldet. Wer nicht blind oder taub ist, nimmt das auch während der Fahrt sehr gut wahr. Das ist z. B. bei einem schleichenden Plattfuß interessant, bevor die Maschine spürbar instabil wird. Die Reifentemperaturanzeige wird über die Sensoren gespeist, misst also die Lufttemperatur im Reifen. Die Temperatur der Gummimischung ist aber natürlich über die Lauffläche ungleichmäßig verteilt. Die Anzeige ist daher so eingestellt, dass sie die Temperatur der äußeren Flanke errechnet – quasi die Minimaltemperatur. Meine Kontrollmessungen haben das auch bestätigt, die Anzeige lag immer unter den Messwerten. Die Differenz betrug über 5 Grad Celsius. Der grobstollige Pirelli Scorpion STR verhält sich hier aber sicher anders, als ein „richtiger“ Straßenreifen. Es obliegt dem Fahrer, Rückschlüsse auf die Temperatur des Reifens und damit auf den Grip zu ziehen. Ehrlich gesagt kann ich persönlich mit diesem Feature nichts anfangen. Bei der Reifentemperatur verlasse ich mich lieber auf mein „Popometer“ und gehe eine Tour eher vorsichtiger an, als mich auf die Digitalanzeige zu verlassen. Für Einsteiger oder Knallgaspiloten mag es aber durchaus eine sinnvolle Hilfe sein, um Vertrauen aufzubauen bzw. um sich selbst zu zügeln. Wichtig: Nach der Montage des TyreBoy gehört der gekrümmte Schraubenschlüssel ins Bordwerkzeug, für den Fall, dass man später Luft nachpumpen kann, wenn es nötig ist. Von allem möglichen Zubehör, das wir bisher so ausprobieren konnten, gehören Reifendruckkontrollsysteme für mich zu den sinnvollsten Extras. Ich möchte sie an meinen Maschinen jedenfalls nicht mehr missen. Der TyreBoy ist über den Motorradfachhandel oder direkt bei TyreBoy unter www.tyreboy.de für 119,50 € erhältlich. Wer nicht selbst basteln mag, lässt sich das System am besten von seiner Motorradwerkstatt montieren und ggf. einstellen.
Fotos: Guido Schmidt
Wenns dunkel wird: Der TyreBoy schaltet bei Dunkelheit automatisch die Hintergrundbeleuchtung ein.
Der Sensor ist in weniger als einer Minutre montiert. Die „1“ steht für das Vorderrad, der Sensor mit der „2“ gerhört ans Hinterrad.
Über den AUTOR
Marcus Lacroix
Inhaber und Verleger des Kradblatt, eines der Schwesternmagazine des bmm.
Fährt privat unter anderem eine Energica EsseEsse und eine Honda X-ADV.
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