Der Trèfle Lozérien wird auch als das französische Mekka des Endurosports bezeichnet und ist ein Motorrad-Geländerennen, das bereits seit 1986 zahlreiche Liebhaber des motorisierten Zweirads begeistert. Drei Tage lang versammelt das Rennen Profis und Amateure verschiedenster Herkunft. Die Teilnehmer messen sich in mehreren Wettkämpfen inmitten der herrlichen Landschaften der Lozère, der Tarnschlucht und des Aubrac.
Von Dirk Bröder
Die 37. Ausgabe des Trèfle Lozérien AMV vom 9. – 11. Juni 2023 in Mende/ Frankreich
Drei Tage Endurosport in Form eines französischen sieben Gänge Menus! Dies in Worte zu bringen ohne ein Buch zu schreiben ist auf jeden Fall den Versuch wert! Auf dem Weg nach Mende eine Woche vor der Veranstaltung konnten wir bereits jede Menge Helfer auf Enduros sehen, die auf der Strecke die letzten Zeichen für die Veranstaltung anbrachten. In einer traumhaften Landschaft im Juni! Über 600 Starter kamen am Donnerstag zur Papier- und technischen Abnahme! Aufgeteilt wurde diese Menge in zwei Fahrerlager. Das paddock A war mitten in Mende am Place du Forail. Umrahmt von der wunderschönen Stadt Mende mit den alten Gebäuden, Plätzen usw. und einem tollen Ausblick auf die Umgebung. Nachdem die Beta, der Helm und der neue Zandona geschnappt, fuhren Jürgen (von Endurofuntours) und ich direkt durch die Stadt von paddock B zu der Abnahme mitten in der Stadt. Überall emsiges Treiben, Transporter und Geländemaschinen. „Endlich normale Leute, hier sind wir richtig!“ waren meine ersten Gedanken mit einem riesigem Lächeln und Sonne im Gesicht und einer gehörigen Portion freudiger Anspannung und auch Nervosität. Die Abnahme verlief völlig problemlos und alles war sehr gut organisiert. Engagement, Professionalität und viel Freude war hier bereits deutlich zu spüren. Es gab auch Helfer die englisch und deutsch sprachen. Sowohl der Sturzhelm als auch der vorgeschriebene Protektor wurden genau geprüft und mussten der aktuellen Prüfnorm entsprechen. Dieser Sport wird hier gelebt! Im Super U versorgen wir uns für die kommenden Tage und es stehen geschützt hinter Glas vier Geländemotorräder der verschiedenen Baujahre. An jedem Motorrad eine Erklärungstafel, um was es sich genau handelt! Und es sind Motorräder in einem Zustand, die auch im „Deutsches Enduro Museum“ stehen könnten! Auf dem Weg vom parc fermé zum Start am Freitag von Fahrtag eins mit 235 Km, genannt Margeride, viel mir auf, wie bunt gemischt das Starterfeld ist. Zuerst treffe ich auf eine Honda XR250R. Laut F. Thomas-Trophime 30 Jahre alt! Weiter vorne steht J. Aubert, ex-Motocross WM Fahrer, Zweifacher Enduro Weltmeister und ISDE Gewinner und Rally Dakar Teilnehmer auf einer 2024er KTM, im Juni! Er wäre nur „pour le plaisir“, für den Spaß hier. Und dann kommt noch eine schwedische 1978er Husqvarna WR240 mit T. Millet.
Alles ok und bereit für den Start.
Konzentration vor dem Start.
Durchfahrt durch Gorges du Tarn Causses.
Einige der 900er Startnummern starten gleich mit den Top 30 Fahrern um möglichst viele Fotos machen zu können. Auch bilden sich gleich bei den ersten Auffahrten die ersten kleinen Staus. Relativ stressig sind gleich zu Beginn die Single Trails, die von den Top 50 Fahrern sehr schnell gefahren werden. Dies führt zu einem anfangs unbemerkten hohen Dauerpuls und das hohe Tempo lässt mich schnell spüren: das wird heftig! Und den Weg versperren möchte man auf einem Single Trail einem Fahrer auf keinen Fall, wenn er um Platzierung fährt! Dabei geht es auf der einen Seite ziemlich steil herunter und der Gedanke an die alte Motorradfahrerschule kommt: immer dahin sehen wo man hinfahren möchte! Jedenfalls finde ich mich mitten in einer grandiosen Natur, wo man auch mal leicht schwer auffindbar stürzen könnte, ohne Navi, mit unbekannten tiefen Hängen wieder. Und man hatte uns noch darauf hingewiesen, besser als Journalist auf der ausgeschilderten Strecke zu bleiben und „einfach“ auf der Strecke zu fahren, weil die Natur hier so seine Tücken hat. Was beim Start in Mende sich nur leicht bemerkbar machte und ich sehr wenig Aufmerksamkeit schenkte, ein leichtes Kribbeln in den Fingerkuppen, wird bei den steilen Abfahrten und dem Kupplungseinsatz bei den Auffahrten zu einem echten Problem: das mangelnde Gefühl lässt ein feines Dosieren der kräftigen und sehr guten Bremse der Beta kaum zu! Wir sind zuvor über mehrere Tage eine Straßentour gefahren und durch die gebückte Haltung auf dem ungewohnten Supersportler scheint die verspannte Rückenmuskulatur auf die Nerven zu drücken. Nach ein paar gehörigen Rutschern und einer sauberen Rolle beschließe ich zu stoppen. Nach kurzen Prüfen der Beta und mit großen Frust informiere ich das Team per Telefon, dass ich sicherheitshalber abbreche! Und zwei Sachen auf einmal gelernt: konzentriere Dich auf das Eine und mache dieses richtig! Was uns vom Team nun eine andere Perspektive eröffnet, was diese Veranstaltung außerdem so besonders macht. Hilfsbereitschaft und der Geist der Geländefahrten früherer Tage!
Bei schönsten Sommerwetter gestartet am Morgen bei cirka 700 Höhenmetern in Mende verändert sich die Geografie auf dem Weg zur Sonderprüfung (SP) 1. Bei dieser SP, bei dem Skigebiet Station de plaine nature du Mont Lozère auf cirka 1400 Höhenmeter gelegen, wird es zunehmend grauer und gibt immer mehr Nieselregen und schlechte Sicht. Die erfahreren Trèfle Teilnehmer lächeln und sagen: „Ja, das ist der Trèfle!“. Und bester Laune und grüßend mit dicker Regenbekleidung passieren Wanderer. Ja, es ist anders mit diesem Sport in Frankreich. Und solch eine Begeisterung bzw. Akzeptanz kannte ich bisher nur aus Zschopau. Noch schnell die Gore Tex Jacke drüber gezogen und danach fahre ich zurück durch nassen Farn und gelben Ginster zum parc fermé und stelle die Beta ab, um am Samstag erneut zu starten. Wir fahren zurück zu unserer Basis, dem Village de Gîtes Le Colombier. Jochen kommt auch zurück und wir haben dieses Lächeln im Gesicht, welches die Geländefahrer so mögen: erschöpft und glücklich und wir tauschen unsere vielen Erlebnisse aus. Und auch das Team hat einiges erlebt und jeder berichtet aufgeregt seine Geschichte. Inklusive gebrochenen Unterfahrschutz am Servicefahrzeug! Die Orientierung in diesem Gebiet ist anspruchsvoll, auch mit Karten des Veranstalters, Navi, Apps und Auto oder Motorrad. Gegen späten Nachmittag nach der letzten Sonderprüfung 5 machen viele Fahrer, völlig nass, stellenweise im Regen, noch einen Service und fahren anschließend in den parc fermé. Die Privatfahrer, oft ohne große Hilfe, sind diejenigen, die diesen Sport so sehr lieben und haben nach so einem Tag sichtlich erschöpft immer noch ein Lächeln im Gesicht. Und überall kann man helfende Hände beobachten. Dort wird mal spontan das Motorrad festgehalten von Passanten oder die Helfer vom Team tun was sie können, damit die Fahrer am nächsten Tag wieder starten können.
Die Mechaniker-Crews hatten alle Hände voll zu tun.
Till Declercq auf dem Weg zum Gesamtsieg.
Samstag, 221 Km, Gévaudan Aubrac genannt, beginnt mit unveränderten Problemen des Gefühls in Fingern. Ich verschiebe den Restart auf Sonntag und wir beschließen möglichst viel mitzunehmen von der Veranstaltung. Das Wetter meint es gut und die zweite Tagesschleife steht an. Bei der Sonderprüfung 4 starten acht Fahrer gemeinsam. Dies ist unüblich, normalerweise erfolgt immer ein Start alleine beim Endurosport. Hier bringt es Abwechslung für die Fahrer und es sind viele Zuschauer vor Ort und sie sehen ein kleines Rennen nach dem anderen! Die Zuschauer strecken nach der SP die Hände nach den Fahrern und viele klatschen sie ab. Und der Samstag bietet den Fahrern oft den sogenannten „Werksboden“.
Der Sonntag, Les Gorges du Tarn, 186 Km. C. Valentin z. B., startet auch am dritten Tag auf einer älteren Suzuki DR350 und ist somit ein weiteres gutes Beispiel für den ursprünglichen Gedanken des Endurosportes! Die Etappe führt heute durch das Tal des Flusses Tarn. Bei vielen Urlaubern bekannt und bei Kanu Fahrern sehr beliebt. Auch für Straßenmotorradfahrer eine sehr schöne Gegend. Viele Fahrer berichteten, dass diese Strecke das Schönste vom Schönen gewesen ist.
Zum Rennverlauf der Top Fahrer: Sehr spannend bis zur letzten Sonderprüfung! Als Drittplatzierter hinter den Stars Carcia (verletzt) und Verona (am Start beim Erzbergrodeo am gleichen Wochenende) im letzten Jahr, setzte sich de Clercq in diesem Jahr mit Konstanz durch. Denn am ersten Tag war es der in der Wertung Junior startende Lunier, der die Sensation schaffte und sieben Sekunden vor Till den Freitag gewann, während der alte Fuchs Gauthier auf dem Podium stand. Der zweite Tag sah auf den ersten drei Plätzen den Klassikerspezialist Tarroux als Tagessieger vor Larrieu und de Clercq. Am letzten Tag schließlich wird in umgekehrter Reihenfolge des Gesamtzwischenstandes der Gesamtwertung gestartet und so die Top Fahrer auf die wesentlich zerfahrenen Wertungsprüfungen fahren müssen als die zwei Tage zuvor, wo nach der Reihenfolge der Platzierung der Gesamtwertung gestartet wurde. Auch hier setzte sich Tarroux vor Z. Pichon und Larrieu durch. De Clercq startete am Morgen des letzten Tages des Trèfle Lozérien mit 7 Sekunden Vorsprung und lag am Ende der drei Tage um 0,531 Sekunden vor Tarroux! Z. Pichon kam auf den dritten Platz, gefolgt von Larrieu und dem Veteranen Gauthier.
Der in der Kategorie Junior startende Kilian Lunier klatscht nach seinem sensationellen Tagessieg am Freitag die Zuschauer ab.
Cyril Moisset bei einem spektakulären Sprung.
Ab Sonntag Nachmittag stand das Abschlusscross Trophée Thierry Castan an, mit Blick auf die Stadt Mende. Es war sehr schwül und wir befürchteten ein Gewitter. Die ersten 30 Fahrer der Gesamtwertung starten dort in mehreren Läufen, bis der Schnellste ermittelt ist. Doch das Wetterglück war den Fahrern und den ca. 35000 Zuschauern bei Superstimmung treu.
Beim Schreiben dieser Zeilen sind meine Gedanken bei den Machern dieser Veranstaltung für die 38. Ausgabe. Wie mir berichtet, beginnt im September die Vorbereitung für die Strecke!
Und nochmals vielen Dank an Jochen Ehlers (Endurofuntours), Beta Deutschland und JoPa! Mit Eurer Hilfe durfte ich diese Veranstaltung erleben und werde es nie vergessen. Und die vielen MEDICAL, Ärzte, die in gelbem Dress mitgefahren sind und zusätzlich für Sicherheit gesorgt haben.