Ein Reisebericht von Michael Haas über eine geführte Motorradtour
durch die französischen Seealpen mit InnBike-Motorradreisen.
Nirgendwo sonst wird einem die wahre Größe der Alpen so eindrucksvoll vor Augen geführt, wie bei einer Reise über die französische Hochalpenstraße – die Route des Grandes Alpes. Sie ist die wahre Majestät aller Alpenstraßen! Die Route des Grandes Alpes führt uns Biker direkt in den Motorrad-Himmel! Dafür sorgen natürlich die 16 Pässe auf den knapp 700 Kilometern vom Südufer des Genfer Sees bis ans Mittelmeer. Aber auch eine Landschaft, die häufig genug abrupt wechselt, ein Straßen-Belag, der besten Grip verspricht (und auch hält) oder schlicht die Tatsache, dass es auf weiten Strecken dieser himmlischen Route kaum Verkehr gibt. Als weiteres „Highlight“ touren wir anschließend zum „Grand Canyon du Verdon“, mit seinen 700 Metern Tiefe gehört er zusammen mit der „Tara Schlucht“ in Montenegro zu den größten Canyons Europas.
Tag 1 – Anreise zu unserem Starthotel in Wehr
Meine Anreise erfolgte über A5 Richtung Süden bis Bad Krozingen. Das Wetter war an diesem Tag insgesamt sonnig mit eher mittleren Temperaturen, somit war es für den Motorradfahrer temperaturmäßig gut auszuhalten und der Verkehr flüssig, selbst in den Baustellenbereichen der Autobahn. Da ich relativ früh dran war, habe ich kurzentschlossen die Autobahn verlassen und mich in Richtung Schwarzwald „in die Büsche“ geschlagen. Kurzum ich habe bis zum Hotel in Wehr noch ein paar Kurven am Wiedener Eck „mitgenommen“. Die Gruppe für die Tour „Route des Grandes Alpes“ traf sich ebenfalls am Abend im Hotel in Wehr, dort waren der Start und das Ende der geführten Tour avisiert worden! Damit beginnt mein tagesaktueller Reisebericht!
Tag 2 – Etappe von Lörrach nach Albertville
Wenn man so will, kann man die Etappe heute in drei Teile aufteilen! Das „Einwedeln“ als Aufwärmtraining vom Hotel weg bis zur Autobahn war fahrtechnisch schon mal ganz interessant! Der zweite Teil war etwas eintönig und schnell erzählt… wir fuhren hauptsächlich Autobahn quer durch die Schweiz bis zum Genfer See! Wir haben noch eine Pause auf dem Parkplatz bei Montreux am Genfer See mit einer kleinen Foto-Session verbunden und fuhren dann weiter am Süd-Ufer des Genfer Sees entlang bis nach Thonon-Les-Bains (Auvergne-Rhône-Alpes), dem offiziellen Start der Tour „Les Grandes Alpes“! Unsere Mittagspause verbrachten wir direkt am idyllischen Süd-Ufer des Genfer Sees in Thonon-Les-Bains und genossen bei strahlendem Sonnenschein und Windstille zum Abschluss den obligatorischen Espresso. Der dritte und letzte Teil hatte es fahrtechnisch in sich und war einfach nur noch vom Feinsten. Schmale Pässe und Straßen (Haar-Nadel)-Kurven bis zum Abwinken und das bei überwiegend Sonne – ok, ok, es waren auch drei Tropfen Regen dabei. Der „krönenden“ Abschluss des Tages allerdings war dann der Routentipp eines Security-Mannes, der als Streckenposten eine Bergrallye absicherte, die, wie soll es anders sein, teilweise genau auf unserer Route stattfand, auf der wir in Richtung Albertville fahren wollten und eben wegen dieser Rallye gesperrt war. Somit mussten wir notgedrungen unsere Route ändern. Der gute Mann deutete zu einer Straße, die von unserer Ursprungs-Route nach links abzweigte und so wir fuhren dann in diese Richtung weiter den Berg hoch. Nun, was soll ich sagen, die Straße wurde immer enger und enger, wir fuhren sozusagen von Gehöft zu Gehöft und die Haarnadelkurven waren wenig dezent und obendrein noch engmaschig mit „Alpinia Kuhflada, der Stengellosen(!)“ versehen, gemeinhin auch als Kuhfladen bezeichnet. Lange Rede kurzer Sinn, nach der Schlitterpartie den Berg hoch durften wir, sozusagen am Endpunkt der Sackgasse(!), dann wieder umdrehen und die ganze „Sch…“ erneut durchqueren. Man gönnt sich ja sonst nichts! Zurück an der Ausgangsabzweigung konnten wir nach dem entscheidenden Tipp durch den „Streckenposten“ dann doch die richtige Richtung nach Albertville einschlagen, wo wir gegen 17:30 Uhr wohlbehalten im Hotel ankamen. Fazit: Nicht jeden „Kuhfladen“ kennen die Tour-Guides mit Namen! Insgesamt war es ein super toller Tag, tolle Menschen in der Gruppe, die sich untereinander sehr gut verstanden und ergänzten, exzellente Tour-Guides und ein Wetter, das heute zum sicheren „Kurven räubern“ eingeladen hatte, was will der Mensch mehr. Abschließend bleibt nur noch zu sagen, dass die französische Küche ihrem kulinarischen Ruf wieder gerecht wurde.
Fallert Achern Team

Fotostopp am Genfer See bei Montreux.

Fallert Achern Team

„Passfotos“ gehören in den Alpen immer dazu.

Tag 3 – Etappe von Albertville nach Vallouise
Der dritte Tag sollte uns weiter entlang der originalen „Route des Grandes Alpes führen. Wir starten bei strahlendem, sprich „blendendem“ Wetter, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Biker unter uns kennen das gut, wenn man in ein Waldgebiet hineinfährt und die darauffolgende Kurve im Schatten liegt. Man sieht sie insofern schlecht, weil man auf dem freien Gelände möglichweise noch von der Sonne geblendet wird. Der Kurvenverlauf läßt sich meist nur noch anhand des Navigationsgerätes erahnen – tricky situation. Vorsicht war hier auf jeden Fall geboten und eine entsprechend angepasste Geschwindigkeit. Der Sonnenschein begleitete uns von Albertville in Richtung Lac de Roselend, unserem ersten Aussichtspunkt an der Staumauer, ein wirklicher Hot Spot für uns Hobby-Fotografen. Der Weg führte uns dann weiter durch ein wunderschönes, kurviges Waldgebiet, wo wir uns sozusagen „einwedeln“ konnten. Über den Col de Mereillet und den Comet de Roseland führte uns Manfred, unser Gruppen-Tour-Guide, zum ersten wirklichen Highlight dieser Strecke, dem Col de l‘Iseran mit 2.770 Metern Passhöhe. Der Straßenbelag des Col de l‘Iseran war sehr griffig, sodass unsere Motorräder in den Kurven den richtigen Grip hatten und wir das in Form von Schräglage auch weidlich umsetzen konnten – was war das herrlich! Auf der Passhöhe des Col de l’Iseran machten wir Halt, um ein paar Fotos von der Gruppe und auch vom Ort Val d’Isère von oben ins Tal zu schießen. Unser Weg führte uns dann weiter über kleinere Passstraßen, z. B. des Col du Télégraph, bevor wir uns dem wettertechnisch absoluten Highlight des Tages zuwendeten, dem Col du Galibier. Der Galibier bietet dem Betrachter eine eher karge Landschaft, die dennoch ihren Reiz hat. Leider mussten wir am Gipfel angekommen auch schon wieder weiterfahren, da uns ein Unwetter überraschte. Starker Regen und Hagel waren unsere Begleiter bis ins Tal, eine Erfahrung die einfach auf dem Motorrad dazu gehört, die man aber, meiner persönlichen Einschätzung nach, auf dem Bike nicht unbedingt häufiger braucht. Im Tal angekommen wurden wir dafür entschädigt. Einerseits schien wieder die Sonne und wir fuhren direkt ins Hotel nach Vallouise, andererseits wurden wir am Abend mit einem erstklassigen Käse-Fondue und einer wundervollen Heidelbeer-Tarte mit
Vanille-Sauce verwöhnt. Fazit: Der bisher fahrtechnisch anspruchsvollste Tag, verbunden mit den unterschiedlichsten Wetterbedingungen. Kurzum wir hatten uns dieses Abendessen verdient und schließlich bin ich auch wegen der französischen Kulinarik hier, das muss einfach auch mal angesprochen werden, damit der Bericht nicht so eindimensional wirkt!
Fallert Achern Team

Die Höhenmarkierung auf dem Col d’Izoard zeigt 2.360 Meter an.

Fallert Achern Team

Grandioser Blick von der Cime de la Bonette (2.860 m) auf die Passhöhe.

Tag 4 – Etappe von Vallouise nach Valberg
Wir sind an diesem vierten Tag der Tour um 9 Uhr von Vallouise in Richtung Col d‘Izoard gestartet. Das Wetter war meist trocken an dem Tag und so konnten wir die ersten Kurven zur Eingewöhnung etwas flüssiger nehmen. Die Auf- und Abfahrt vom Col d‘Izoard war fahrtechnisch weniger anspruchsvoll. Die Straßenoberfläche war gut, hatte sehr guten Grip und stellte neben dem Col d‘ Iseran für mich die schönste Strecke auf der ganzen Route dar und ist noch dazu landschaftlich ein wahres Highlight. Über den Col de Vars, den Roche Madeleine, den Col de Restefond und den Col de la Bonette ging die Tour weiter. Die Passstraße wies extrem guten Straßenbelag auf und war mit bestem Grip versehen. Die Passhöhe des Bonette ist mit einer Ringstraße verbunden. Heißt, man kann den Gipfel von beiden Seiten anfahren, was auch kurzfristig zu Verwirrung geführt hat, die dann fast zum Gipfel auf 2.802 Meter führt. Der Col de la Bonette ist die zweithöchste, asphaltierte Straße der Alpen. (Anm. der Red.: die Ringstraße wurde vermutlich angelegt, um die prestigeträchtige Auszeichnung „Höchste Straße Europas“ zu ergattern. Die Hinweisschilder „Plus haute route d’Europe“ stehen immer noch da. Werbewirksam oder nicht: die Col de la Bonette ist weder die höchste Straße Europas, noch der Alpen. Die eigentliche Passhöhe des Bonette liegt auf 2.715 Metern.) Nach der Mittagspause an einer Almhütte brachte uns die Strecke wieder zurück zur Hauptstraße und weiter zum nächsten Highlight, dem Col de la Cayolle. Der Col de la Cayolle stellte für mich persönlich die höchsten Ansprüche an meinen Rücken und auch an die Rücken der anderen Biker. Warum das? Nun, die Strecke des kompletten Passes ist in der Obhut eines Naturpark-Organisation, die sich natürlich in erster Linie um die Natur kümmert, was im Prinzip auch legitim und richtig ist. Dabei hat sie aber den Straßenbelag mit den „stärksten Querrinnen der Alpen“ vernachlässigt, der die Schläge dann direkt an den Rücken weitergab. Wir waren mehr oder weniger alle an der Passhöhe erst einmal „Habe-die-Ehre“ und mussten unsere geschundenen Rücken etwas Ruhe gönnen, bevor wir weiterfuhren. Letztendlich wollten wir es ja auch nicht anders, also jammern gilt nicht! Einen Son of Arthritis-Mitglied im Ibuprofen-Chapter ficht das halt auch nicht an – ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Dabei ist der Pass an und für sich landschaftlich gesehen wirklich einer der schönsten Pässe überhaupt, auch fahrtechnisch mit einspurigen Stellen und Gegenverkehr, wenn nur nicht die Querrillen wären! Wir sind dann noch ein paar kleinere Pässe gefahren und am Ende des Tages wohlbehalten im Berg-Hotel in Valberg angekommen. Fazit: „Ein schöner Rücken kann entzücken, ein schmerzender eher nicht!“ Der bisher rückentechnisch anspruchsvollste Tag der Tour. Das Abendessen war ok und beim Frühstück haben wir auf einem „gerösteten, aber kalten und daher harten Baguette dann auf Granit gebissen“, das kannte ich von Frankreich schon besser!
Tag 5 – Etappe von Valberg nach Castellane
Die Kaffee-Automaten beim Frühstück entsprachen eher nicht „deutscher Ingenieurskunst“ und konnten nur durch viel Nachdenken und Probieren in Gang gesetzt werden. Kurzum es war eigentlich noch zu früh am Tag (7 Uhr) und dafür war das Thema wohl an diesem Tag dann einfach „technisch zu hoch und zu komplex“ für uns. Aber getreu dem Motto „dem Ingeniör ist nix zu schwör!“ haben wir das Problem dann doch nach einem „Gruppen-Brainstorming“ inkl. einem „mehrstündigen“ Workshop gelöst! Die Abfahrt vom Hotel Valberg in Richtung Castellane erfolgte dennoch planmäßig um 9 Uhr! Das Wetter war heute den ganzen Tag einfach nur Klasse – nur Sonne und warme Temperaturen, die dann in Richtung Küste eher etwas zu warm wurden, gemessen an unserer Motorrad-Rüstung, die wir auch aus Sicherheitsgründen standardmäßig an uns tragen. Heute standen die anspruchsvolleren Pässe auf dem Plan, die alles abverlangten, dafür aber auch höllisch viel Spaß machten! Die Kurvenhatz in Reinstform! Das waren im Detail der Col de la Couillole und der Col de Turini über den auch die  Tour de France und andere Berg-Rennen führen. Auch Walter Röhrl ist hier im Bergrestaurant Hotel des Trois Vallees fototechnisch verewigt, der damals diese Bergrallye gewonnen hatte. Es folgten der Col de Braus, der Col de St. Pancraceund der Col de Guerre, bevor wir uns dem Ende der Route des Grandes Alpes, nämlich den Städten Menton/Nizza, direkt an der Küste näherten. In Nizza angekommen sind wir dann durch die Stadt in Richtung Strand-Café gefahren und haben dort unsere Mittagspause gemacht. Bei klarem, kühlem Wasser und eiskalten Getränken haben wir die Seele baumeln und die „Kehrseiten“ ausruhen lassen. Nizza ist ein Stadt mit einer sehr hoher Verkehrsdichte und als Motorradfahrer bist Du mehr oder weniger „Freiwild“ für Autofahrer und LKW, es sei denn Du bist einfach schneller und hast den Mut zur Lücke. Wir haben sie genutzt! Gerechterweise sei aber erwähnt, dass wir auch einige Verkehrsteilnehmer erlebt haben, die uns als Gruppe immer die Vorfahrt gewährt haben, so z.B. im Kreisverkehr oder in Kreuzungen, um uns nicht zu trennen. Von den Bergen kommend, waren wir trotz Sonne niedrigere Temperaturen gewohnt und so waren die annähernd 30 Grad in Nizza und an der Küste dann doch recht schweißtreibend.
Über den Col de Clavel sind wir dann die restlichen 50 Kilometer ins Hotel nach Castellane gefahren. Da im Hotel offiziell Ruhetag war, haben wir nebenan im Petite Auberge am Marktplatz gegessen. Es gab eine exzellente Lamm-Keule oder einen auf der Haut gebratenem Fisch zur Auswahl. Aber ich merkte für mich, dass ich kräftemäßig an meiner Grenze angekommen war und somit war der Folgetag für mich logischerweise als Ruhetag angesagt. Fazit: Der Tag war fahrtechnisch sowohl anspruchsvoll als auch landschaftlich einfach nur top und nach den vielen Bergen und Pässen mit einer wohltuenden, landschaftlichen Abwechslung am Mittelmeer versehen.
Fallert Achern Team

Blick von Mont Bastide auf Saint-Jean-Cap-Ferrat bei Nizza.

Fallert Achern Team

Immer wieder herrliche Ausblicke!

Tag 6 – Roundtrip Castellane – Verdon-Schlucht – Castellane (opt. Ruhetag)
Das Wetter war sehr sonnig und warm, ideal für die Tour um die Verdun-Schlucht. Die beiden Gruppen starteten mit ihren Tour-Guides Manfred und Wolfgang auf eine kleine Rund-Tour mit knapp 200 km rund um den Grand Canyon de Verdon und konnten dabei eine beeindruckende Landschaft im wahrsten Sinn des Wortes erfahren. Die allseits bekannten schier endlosen Lavendelfelder Süd-Frankreichs lagen entlang der Strecke, leider blühte der Lavendel aber nicht mehr. Herrlicher Blicke auf und in die immer wieder alles beherrschende Verdon-Schlucht zusammen mit dem Stausee Lac de Sainte Croix mit seiner unglaublichen, tiefgründingen, türkisblauen Farbe, boten sich den Fahrern. Das waren Eindrücke einer ausgesprochen schönen Tour, die man so schnell nicht vergisst. Das Ganze dann noch gespickt mit Kurven, Kurven und nochmals Kurven. Einfach ein Traum! Ich selbst hatte mich zu einem Ruhetag entschlossen und ging zuerst in der Alt-Stadt von Castellane einem spontanen Alternative-Programm folgend auf architektonische Entdeckungsreise. Die Altstadt, ist relativ eng und schmal gebaut und hat historische Gassen, die zum Teil renoviert, aber auch zum Teil noch alt und verrottet aussehen. Eine Mischung, die durchaus ihren Reiz hat. Viele kleine Restaurants, Imbisse und Läden säumen den Weg und laden zum Verweilen oder Shoppen ein. Castellane selbst lebt aber auch vom Tourismus und bietet mannigfaltige Freizeitgestaltung auf dem Fluss Verdun an, sei es River-Rafting oder Kanu- und Kajak-Sport – es ist wirklich für jeden etwas dabei. Das eigentliche Wahrzeichen der Stadt, die Chapelle Notre-Dame du Roc steht auf einem hohen Felsen, der von der Rückseite aus erwandert werden kann. Abends erstrahlt sie im hellen Licht und lädt dazu ein, es bildtechnisch festzuhalten. Der an diesem Tag stattfindende Markttag war eine willkommene Abwechslung und zeigt allerlei Lokales. In der malerischen Altstadt von Castellane habe ich dann noch ein paar Bilder als Erinnerung geschossen. Zu meinem Glück fand ich unseren Begleitfahrzeugfahrer Walter und so haben wir unsere Runden in der Altstadt gedreht. Wir haben eingesehen, dass das leibliche Wohl in Frankreich zu kurz kommen zu lassen, wäre ein absoluter Fehler gewesen, zumindest in Castellane und so haben wir das Alternativprogramm um eine Runde in einer Cantina ergänzt und die einfache, aber leckere französische Küche genossen. Abschließend sind wir dann noch mal über den Marktplatz gegangen, der sich zu so vorgerückter Stunde dann doch leerte und empfingen die zwei Gruppen, die von ihrer kleinen Tour zurückkamen. Fazit: „Eile mit Weile“ oder auf den Punkt gebracht, war es genau das, was ich brauchte, um körperlich und geistig zu regenerieren. Walter, es war mir eine Ehre, mit Dir „abzuhängen“, Deine Geschichten waren spannend und interessant, immer wieder gern. Am nächsten Morgen ging es mit der Tour weiter, ich freute mich schon „wie Bolle“!
Fallert Achern Team
Fallert Achern Team

In Castellane gibt es einiges zu entdecken.

Fallert Achern Team

Eine Augenweide: Die Verdon-Schlucht. Foto: pixabay/Noel_Bauza

Tag 7 – Etappe von Castellane nach Villard de Lans
Heute ging es dann weiter mit der Tour von Castellane nach Villard de Lans. Das Wetter wäre am Anfang schon optimal für’s Motorradfahren gewesen, leicht bedeckt, keine direkte Sonneneinstrahlung, die blenden könnte und warm! Also eigentlich ideal – wenn es denn gehalten hätte! Aber der Reihenfolge nach. Gleich der erste Pass, der Col de Leques, war vom Feinsten zum Eingewöhnen und brachte uns sprichwörtlich in Schwung. Danach fingen es so langsam zu tröpfeln an und wir entschieden, uns dem bevorstehenden (Un-)Wetter anzupassen – die Regenanzüge wurden herausgeholt. In der kleinen Stadt Sisteron haben wir unsere erste Kaffee-Pause gemacht. Die nächsten Etappenziele waren der Col de Cabre, der Col de Romeyer und der Col de Rousset, der sich ziemlich schnell Serpentinen-artig in die Höhe schraubte und uns schon Einiges an fahrerischem Können und Kraft abverlangte. Mit der Zeit ließ der Regen dann doch etwas nach und wir konnten unsere gewohnte Geschwindigkeit wieder aufnehmen. Über weitere kleiner Pässe und Anhöhen haben wir dann unser absolutes Tages-Highlight angefahren, den Combe Laval. Eine landschaftlich sehr reizvolle und schmale Passstraße, die in den Felsen gehauen war und auf der Seite der Schlucht dann ca. 600 Meter senkrecht abfiel. Erfreulicherweise hat man an eine Trennmauer gedacht, die uns vor möglichen Abstürzen bewahrte. Landschaftlich und fahrtechnisch ein absolutes Muss für jeden Reisenden! Die Schlucht ist schon ein imposantes Meisterwerk der Natur. Die Reststrecke nach Villard de Lans schlängelte sich dann bis ins Tal hinab und bis zum Hotel, wo wir alle zwar nass, aber doch wohlbehalten und mit einem breiten Grinsen und happy ankamen. Der Tagesabschluss fand sich dann beim gemeinsamen Abendessen im nahegelegenen Restaurant. Fazit: Kurven, Kurven und nochmals Kurven prägten den heutigen Tag und das bei wechselnden Wetterbedingungen – es war schon anstrengend, aber unendlich schön, wir wurden reich mit neuen Eindrücken beschenkt!
Fallert Achern Team

Markante Felsformation in Sisteron.

Fallert Achern Team

Lauschiges Städtchen Pont-en-Royans.

Tag 8 – Etappe von Villard de Lans nach Saint Claude
Der neue Tag begann wie der alte aufgehört hatte! Unser zuständiger Wetterfrosch, die „treulose Tomate“, hatte uns nicht erhört und war am Boden einfach sitzen geblieben, kurzum es regnete noch immer! Zu unserem Glück war es aber zwischendurch nur zu einem leichteren Nieselregen gekommen, der die Fahrt nicht wirklich negativ beeinflusste. Die Kleidung wurde halt mit der Zeit klamm, but anyway, es ist ein neuer Tag auf dem Bike. Wir freuten uns auf neue Kurven, Spitzkehren, Serpentinen auf der Route, auch an Seen entlang auf dem Weg ins französische Jura zu unserem Zielort Saint Claude  –  und die gab es hier wirklich zuhauf! Nach dem Mittagessen wurde das Wetter dann aber wieder besser, jedoch hatte unser Mitfahrer Stefan mittendrin urplötzlich am Hinterreifen Luftprobleme. Der Reifendruck sank zusehends und das Fahren wurde damit zunehmend gefährlicher, da das Motorrad bereits zu Schwimmen drohte. Mit frisch aufgepumpten Reifen ging es weiter und Manfred, unser Tourguide, änderte die Tour kurzfristig dahingehend ab, dass wir in der Nähe von Annecy einen BMW-Motorrad-Händler ansteuern konnten, der den Reifen mal prüfen sollte. Nach der Prüfung und der Zusage der Werkstatt, dass der Reifenwechsel noch kurzfristig am selben Tag erfolgen konnte – es war immerhin schon Freitag-Nachmittag – war auch die Weiterfahrt von Stefan gesichert. Über eine zentrale Bundesstraße ging es dann weiter in Richtung Hotel in der Zielortschaft Saint Claude. Auch hier hatte sich, wie auf der ganzen Tour, die in diesem Aspekt positive, französische Mentalität im Verkehr speziell im Zusammenspiel mit anderen Verkehrsteilnehmern gezeigt. Motoradfahrern, noch dazu wenn sie in der Gruppe fuhren, wurde einfach Platz gemacht, damit sie z. B. als Gruppe passieren konnten, egal ob im Kreisverkehr oder beim Überholen als Gruppe oder an einer Kreuzung beim Abbiegen, es wurde freundlicherweise gewartet, bis alle durchwaren. Am letzten Pass nach Saint Claude hoch sollten wir noch mal für die Unannehmlichkeiten des ganzen Tages entschädigt werden! Herrliche Kurven, ein Top-Straßenbelag inkl. Sonnenschein ließen unsere Biker-Herzen noch mal richtig hoch schlagen. Das war noch einmal fun pur. Auch Stefan traf nach der Reparatur doch noch pünktlich zum Abendessen im Hotel ein. Alles war wieder gut – bis auf das Essen! Fazit: Ein Tag im Wechselbad der Gefühle, wechselndes Wetter und Straßenbedingungen, Ansprüche an kurzfristige Routenänderungen und die Abwehr einer Gefahr für einen einzelnen Biker waren auf der Tagesagenda und somit Herausforderung genug für heute.
Tag 9 – Etappe von Saint Claude nach Wehr (bei Lörrach)
Die Reise neigte sich ihrem Ende zu, es brach der letzte Tag der Tour Les Grandes Alpes an. Wir kehrten über verschlungene Wege zu unserem Ausgangspunkt nach Wehr bei Lörrach zurück. Der Morgen war wettermäßig bedeckt mit Tendenz Regen, welcher sich auch sehr bald einstellen sollte. Dennoch konnten wir die Kurven zügig durchfahren und genießen. Unsere Wegpunkte waren Saint Pont Lac l‘Escale und die Grotte von Remonot. Normalerweise ist das ein Besichtigungspunkt, wir haben uns in der Gruppe allerdings dagegen entschieden und wollten wegen des unsicheren Wetters einfach nur weiterfahren. Im Laufe unserer Route sind wir dann mehrfach zwischen den Ländern Schweiz und Frankreich hin und hergewechselt, so haben wir z. B. die Grenze bei Bremencourt, Lucelle und bei Huningue/Weil dann letztendlich nach Good Old Germany überfahren und sind wohlbehalten in Wehr beim Hotel angekommen. Die Tour war nach einhelliger Meinung aller ein voller Erfolg, das Wetter haben wir genommen, wie es kam, blieb uns ja auch nichts anderes übrig. Der wichtigste Punkt an der Stelle sei erwähnt: Wir sind alle unfallfrei und happy zurückgekehrt!
Fallert Achern Team

Letzter Stopp vor dem Endspurt mit Blick auf jede Menge Motorräder.

Fazit & Würdigung
Es waren tolle Tage mit einer wunderbaren Gruppe von Menschen, die sich mit wenigen Ausnahmen, erstmalig getroffen hatten und sich auch sofort verstanden. Es war eine landschaftliche und fahrtechnische Tour der Superlative, sowie ich sie noch nie erlebt habe. Ich möchte mich im Speziellen bei unserem Gruppen-Tour-Guide Manfred für die umsichtige Fahrweise und Routenwahl sowie die exzellente Gruppenorganisation bedanken! In den letzten Tagen habe ich mehr über das Motorradfahren und mein Motorrad gelernt, als in all den Jahren davor. Ich konnte meinen Fahrstil entscheidend verbessern und habe gemerkt, was ohne Gefahr möglich ist, ohne andere oder mich zu gefährden. Ebenso großen Anteil an meiner Entwicklung hatte unser Mitfahrer Manni, der in den letzten Tagen für mich gespurt hat und mich mit wertvollen Tipps und Tricks versorgt hat. Danke dafür, Manni, Du bist der Beste! Desweitern geht mein herzlicher Dank an Dich, Walter, unserem „Organisator“ im Hintergrund, am und im Hotel vor Ort, unserem Helfer in der Not und auch unserem „Geschichtenerzähler“ mit einem enormen Fundus an Erlebtem und stets mit einem offenen Ohr für uns Biker! Um es mit einem österreichischen Ausdruck zu definieren: „Dös war leiwand!“. Last but not least, mein Dank an unseren Reiseleiter „Il Chefe“ Wolfgang für seine umsichtige Organisation der Tour und seinen ansteckenden Humor. Zum Schluss noch meinen allerherzlichsten Dank an meine Gruppe, die wirklich stark im Zusammenhalt war. Wir hatten viel Spaß zusammen, sowohl auf als auch neben der Straße, ich hoffe, wir bleiben in Kontakt! Vielen Dank euch Allen, kommt gut nach Hause, vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder, ich würde es mir wünschen! Damit ist die Route des Grandes Alpes und mein Bericht zu Ende!
Tourfacts
Start und Ziel: Lörrach/Deutschland
Tourdauer: 10 Tage
 inkl. An- und Abreisetag
Gesamtstrecke: ca. 2.500 km
Streckenprofil: Gut asphaltierte, teils enge Landstraßen. Sehr viele enge Kurven und Kehren.
Schwierigkeitsgrad: Anspruchsvoll. Du solltest Dein Motorrad auf engen, kurvigen Strassen und in engen
Kehren gut beherrschen.
Gruppengröße: max. 8 Motorräder pro Gruppe
Gepäcktransport während der Tour.
Das umfangreiche Tourenprogramm 2022 findest Du auf der Website von Inn Bike.