Und wieder die obligatorische Frage am Morgen: Regenklamotten gleich anziehen oder noch warten? Gleich anziehen! Und wieder prasselt ein heftiger Regenschauer auf uns Motorradfahrer nieder und versperrt uns die eigentlich herrliche Sicht auf den vor uns liegenden Gardasee. Diese Passage steht im Grunde für jeden Tag unserer Gardaseereise. Wärmender Sonnenschein, tiefhängende Gewitterwolken, starker Regen, einstellige Temperaturen – so präsentierte sich die Gegend am und um den Gardasee. Mein erster Besuch des größten Sees Italiens habe ich mir etwas anders vorgestellt.
Aber von Anfang an: Im Januar habe ich schon bei Jürgen Steiner von Steiner Biketours die Tour zum Gardasee gebucht. Ursprünglich sollte die Tour Ende Mai stattfinden. Leider hat uns Corona, wie bei vielen anderen Veranstaltungen und Reisen auch, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jürgen hat die Tour dann ganz unkompliziert auf Ende August verlegt. So starte ich also am 27. August mit vollgepacktem Motorrad nach Feldkirch am Vorarlberg, dort befindet sich das Starthotel. Die Fahrt führt mich über den Schwarzwald nach Stockach, wo ich mich mit Georg und Herbert treffe (meinen beiden Mitstreitern der Gardaseetour), um mit den beiden die restlichen Kilometer bis Feldkirch zurückzulegen. Meine Route bis Stockach habe ich so gelegt, dass ich auf jeden Fall in Aach bei der Aachquelle vorbei komme. Die Aachquelle ist die größte und wasserreichste Quelle Deutschlands und auf jeden Fall einen Stopp wert. 

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Die Aachquelle – deutschlands größte Quelle.

Am 27. August ist das Wetter noch einigermaßen annehmbar. Sonnige Abschnitte gibt es immer wieder. Je näher wir Feldkirch kommen, desto schlechter wird das Wetter. Am Abend stößt Jürgen zu uns, um mit uns bei einem gemeinsamen Abendessen die Tourplanung für die Anreise zum Gardasee am nächsten Tag zu verifizieren.
28. August. Heute heißt es mit einigen Pässen Strecke zu machen. Wegen des unbeständigen Wetters fahren wir so ziemlich auf dem direkten Weg nach Tenno zu unserem „Basishotel“. Die Gemeinde Tenno liegt im Norden des Gardasees auf rund 400 Metern Höhe und bietet einen meist fantastischen Blick auf Riva del Garda und den Gardasee. Wir fahren pünktlich um 9 Uhr in Feldkirch los. Die mitgenommenen Pässe unterwegs sind Lenzerheide (1.549 m), Albula (2.312 m) – den ich schon öfter gefahren bin, aber nie bei schönem Wetter, Bernina (2.330 m), Passo dell’ Aprica (1.180 m), Passo di Crocedomini und Goletto di Cadino.
Die beiden letztgenannten liegen unmittelbar nach- bzw. nebeneinander und sind jeweils rund 1.900 Meter hoch. Auf dem Albula zeigt das Thermometer gerade mal 4 °C an. Also lieber kein kurzer Fotostopp – zu sehen gab’s außer tiefhängenden Wolken sowieso nichts. Am späten Nachmittag kommen wir im Hotel Antica Croce in Tenno an. 

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Hauptsach’ Spaß!

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Trübe Aussichten auf den Lago d’Idro.

29. August. Die Tour führt uns heute Richtung Lago d’Idro, an dem wir auf der Hinfahrt schon vobeigefahren sind.  Urspünglich soll diese Tagestour in einem großen Bogen um den Idrosee mit rund 220 km gefahren werden – so ist der Plan. Aufgrund des zu erwartenden Dauerregens mit starker Gewitterneigung beschließen wir einstimmig die Tour zu verkürzen. Wir fahren quasi einmal um den Idrosee und am West-ufer des Gardasees wieder zurück nach Tenno – und das komplett in Regenkleidung. Am Abend haben wir 140 km mehr auf dem Tacho. Trotz alledem hat uns Jürgen über herrliche Pässe geführt. Schmale Straßen, tiefe Schluchten, steile Felsformationen. Pässe, die vermutlich kein Pauschaltourist finden würde, geschweige denn befahren. Beim Abendessen, tpyisch italienisch mit Anti Pasti, Primo und Secundo planen wir den kommenden Tag. 
30. August. Die Planung vom Vortag war perfekt! Der Monte Baldo soll befahren werden. Leider prophezeit uns das Regenradar starken Regen mit einer Wahrscheinlickeit von 90 % ab 12 Uhr. Das wäre jetzt nicht unbedingt ein Hindernis, aber die vorhergesagten heftigen Gewitter haben dann doch an unsere Vernunft appelliert. Schon allein deswegen, da in der vergangenen Nacht ein Blitz mit einem lauten Donnerknall in der Nähe des Hotels eingeschlagen ist. Hier heißt es ganz klar: safety first. Auf dem Motorrad sitzend hast Du keinen faradayschen Käfig! So entschließen wir uns kurzfristig am Morgen bei noch sonnigem Wetter Tenno zu besichtigen und am Nachmittag mit dem Taxi nach Riva del Garda zu fahren. Spätestens beim Eisessen direkt am See bestätigt sich unsere Entscheidung, an diesem Tag nicht Motorrad zu fahren: ein extrem heftiges Gewitter zwingt uns, in der Eisdiele länger sitzen zu bleiben, als geplant. Also nach dem riesigen Eisbecher auf jeden Fall noch ein Espresso hinterher. 

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Die Piazza Catena in Riva del Garda.

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Nächtliche Impression, Blick vom Hotel auf das Kastell von Tenno.

31. August. Abreise aus Tenno und Rückfahrt nach Feldkirch. Mein Wunsch für heute ist die Fahrt über den Passo Stelvio, Umbrail, Taufers und über Reschen nach Landeck. Meinem Wunsch kann leider nicht entsprochen werden, da wir die Befürchtung haben, es könne auf der Passhöhe am Stilfserjoch schneien (was letztendlich auch am Abend die Webcam bestätigt hat).  So fahren wir wie schon bei der Hinfahrt so gut es geht direkt nach Feldkirch und nehmen unterwegs noch einige Pässe mit. Die Tour führt uns vorbei am Lago di Molveno, über den Sella di Andalo (1.042 m), Passo Palade (Gampenpass, 1.518 m), Reschenpass (1.509 m), über die Norbertshöhe (1.405) und schließlich über den Arlberg. Wir kommen am späten Nachmittag – wie kann es auch anders sein – im Regen in Feldkirch an. 
1. September. Rückfahrt nach Hause mit einem Besuch beim Motorradhaus Singen – Uschi und Stefan vom Motorradhaus Singen habe ich auch schon länger nicht mehr gesehen. Von dort fahre ich am Hochrhein entlang bis nach Hause. Falls sich jemand fragt, wie denn das Wetter bei der Heimfahrt war: es hat immer wieder geregnet.
2. September. Motorradwaschen zu Hause: schönstes Wetter!

Alles in allem doch wieder schöne Tage mit Steiner Biketours. Die Gemeinschaft und der Spaß am gemeinsamen Hobby überwiegt gegenüber den Wetterkapriolen. Nur, lieber Gardasee, wenn ich das nächste mal bei Dir bin, hätte ich einen Wunsch: Sonne und mindestens 20 Grad.

www.steiner-biketours.com

Über den AUTOR

Guido Schmidt

Inhaber und Verleger des bmm.
Fährt privat eine Honda CB 1100 RS.
Schreibt überwiegend Reiseberichte, über Regionales, Veranstaltungen und Produkttests.

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