Wie eine Dokumentenprüfung eine geplante Unterschlagung verhindern kann

Niemand kauft sprichwörtlich die Katze im Sack, weshalb Probefahrten vor der Kaufentscheidung zum Standard gehören – egal ob beim Händler des Vertrauens oder bei Privatkäufen. Immer wieder ist in der Presse zu lesen, dass ein Motorrad nach der Probefahrt leider nicht zurückgebracht wurde. Generell werden bei solchen Vorhaben selten echte Dokumente vorgelegt, denn als Täter möchte man ja unerkannt bleiben. Hier gilt es zu sensibilisieren und proaktiv tätig zu werden. Eine Möglichkeit wäre, sich Grundkenntnisse in der Dokumentenprüfung anzueignen. Oder aber Sie fragen einfach jemanden, der sich damit auskennt.
Grundsätzlich sind EU-Sicherheitsdokumente, also Identitätskarten, Führerscheine oder Reisepässe, mit einer Vielzahl von gleichen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet. Diese in der Gesamtheit zu prüfen dauert für Laien lange und erfordert neben dem Fachwissen auch eine technische Ausstattung.
Jedoch sind einfachste Prüfschritte wie Sehen, Fühlen und Kippen schnell von jedem, auch ohne Fachwissen umsetzbar. Damit strahlen Sie Fachwissen aus. Ein psychologischer Nebeneffekt könnte sein, dass sich der Kunde ganz plötzlich umentscheidet und doch keine Probefahrt mehr machen möchte. Doch wie gehen Sie nun konkret vor?

BMW Welt Berlin

Erster Check bei der Ausweisprüfung: Gehört das Foto auf dem Ausweis zur ausweisenden Person?

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Der Personalausweise der allzeit bekannten Frau Mustermann mit dem einzigartigen Hologramm auf der Vorderseite.

Fallert Achern Team

Der silberne Kunststoffstreifen auf der Rückseite des Personalausweise glänzt in Regenbogenfarben.

1. Halten Sie das Dokument auf Augenhöhe vor sich und vergleichen Sie das Lichtbild auf dem Dokument mit dem Gesicht vor Ihnen. Damit können Sie prüfen, ob das Dokument für die Person ausgestellt ist.
2. Spüren Sie mit den Fingerspitzen die Buchstaben und Zahlen auf der Oberfläche? Speziell gelasert sind z.B. das Ablaufdatum auf dem deutschen Ausweis (BPA), oder beim deutschen Kartenführerschein der Name.
3. Das Laserkippbild mit zwei unterschiedlichen Motiven (z.B. Kopf/Nummer) ist sehr häufig auf EU-Dokumenten zu finden. Fühlen Sie die feinen geprägten Rillen in der Oberfläche mit dem Fingernagel? Durch Hin- und Herkippen des Dokuments ist entweder das eine oder das andere Motiv deutlich gut erkennbar. Egal ob beim Führerschein oder BPA, die jeweiligen beiden Motive dürfen nie gut zeitgleich erkennbar sein. Falls kein Motivwechsel stattfindet, wäre dies ein starkes Indiz für ein gefälschtes Dokument.
4. Bei weiteren optisch-variablen Elementen findet u.a. ein Farbwechsel statt. Auch hier sehen Sie beim Hin- und Herkippen Motive, die bei wechselnden Betrachtungswinkeln (kippen) wieder verschwinden. Der silberne Kunststoffstreifen auf der Rückseite des BPA glänzt in Regenbogenfarben und ist mit den Personalien des Inhabers beschrieben. Tipp: Probieren Sie es am Besten im Tageslicht aus.
5. Schauen Sie sich mal die Unterschrift auf den Dokumenten an. Handelt es sich um eine gekritzelte Unterschrift oder um Buchstaben aus dem Drucker? Wenn Sie einzelne Typen, also Buchstaben erkennen können, die auch noch aussehen, als ob Sie aus dem Computer kommen, sollten Sie wachsam sein.
6. Nehmen Sie Ihre eigenen Dokumente zur Hand und schauen Sie sich die Merkmale an. Denn wenn Sie wissen, wie ein Original aussieht, sind Fälschungen leichter zu erkennen.

Fazit

Als Laie können Sie durch einfaches Hin- und Herkippen des Dokuments schon einige Echtheitsmerkmale prüfen und dadurch möglicherweise ein falsches erkennen, jedoch bei Weitem nicht alle. Es existieren noch viele weitere sichtbare und für den Laien, ohne die entsprechende Technik, unsichtbare Prüfmerkmale. Hinzu kommen noch länderspezifische Eigenheiten und ältere Modelle, sodass es ganz schnell unübersichtlich wird. Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie einem Profi die Dokumentenprüfung überlassen, der Ihnen schnell und kompetent die Entscheidung leicht macht, ob Sie den Schlüssel für das Motorrad aushändigen sollten – oder lieber doch nicht.

Fallert Achern Team
Über den Autor

Jens Mayer, PHK a. D., Sachverständiger für Urkunden, Gründer und CEO des Center for international fraud prevention GmbH, natürlich mit Sitz in Baden.
Für weitere Infos und ausführliche Beratung steht Jens Mayer gerne zur Verfügung.

www.cfifp.eu

Über den AUTOR

Guido Schmidt

Inhaber und Verleger des bmm.
Fährt privat eine Honda CB 1100 RS und eine Triumph Rocket 3.
Schreibt überwiegend Reiseberichte, über Regionales, Veranstaltungen und Produkttests.

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