Eine Harley-Davidson FX1200 Superglide/Shovelhead Baujahr 1972. Die Old Lady ist schon seit 31 Jahren in meinem Besitz. Im Jahr 1991 ist sie bei Zassels Custom Bikes in der Südpfalz mit einem Seecon­tainer nach Deutschland gekommen. Davor fanden sich ihre letzten aktiven Fahrspuren in New York, USA. Das Bike war etwas aufgehübscht, aber ansonsten in einem recht desolaten Zustand. Der Motor verpfuscht durch unzählige Möchtegern-Schrauber. Im Inneren Ölleitungen abgerissen, Gewindebohrungen verpfuscht und mit Blechschrauben fixiert, Kipphebel der Ventile aufgeschweißt – kann man machen, aber wenn, dann richtig. Der Tank hatte etwa sechs verschiedene Lackschichten; immer die dicken USA-Kunstharzlacke. Der Kabelbaum war zusammengeflickt, Pfuscher hatten ihre Hände dran. Was positiv war: der Motor lief. 
In den Jahren veränderte sich in meiner Hand ihr Aussehen. Lackarbeiten mit Airbrush waren immer dabei. Grundsätzlich war sie meistens ein Bobber. Mal mit schlanker Gabel und Backhorn-Lenker, dann eine breite Gabel mit Drag Bar usw. Seit etwa zwölf Jahren ist die FX mit einer besonderen Trapez-Gabel leicht gechoppt. Auf der Gabel mit einem progressiven Dämpfer thront ein Z-Lenker. Das macht den Chopper-Look der 1960/70er Jahre aus. Ok, das Heck entspricht nicht unbedingt dem eines Choppers, es ist original. Das hat einen Grund, schließlich habe ich ab und an meine Perle hinten drauf, ansonsten lässt sich auch etwas Gepäck auf den Sattel schnallen, wenn es mal auf eine Party geht und man sein Zelt dabei hat. Der Ritt auf dem alten Eisen ist etwas Besonderes und gehört zur Kategorie „Genießer“. Weg von der Autobahn, Motto Landstraße, easy going, immer wieder Pause für Bike und Rider. Geschwindigkeit spielt keine Rolle, ich muss nicht rasen. Dafür sind die Bikes nicht gebaut worden. Schon gar nicht in der damaligen Zeit. 
Der Shovel-Motor hat Technik aus den 1930er Jahren in sich. Er wurde immer wieder etwas aufgefrischt, meistens an den Zylinderköpfen, die Rockerbox. Blickt man zurück zur Panhead oder zur Knuckelhead so gibt es nur wenige Unterschiede. Sie laufen alle, aber mit Bedacht. Das Getriebe in der Shovel ist ein Vier-Gang Ratchet-Top Getriebe und wurde von 1953 bis 1974 in diversen Harley-Modellen seiner Zeit verbaut. So auch hier in diesem Bike. Ich hab über Jahre hinweg die alten Komponenten gelassen, heute blickt man auf eine Rarität. Der 1200er Motor wurde nie auf den 1340er umgebaut. Er hat einen eigenen, klassischen Sound und wird natürlich angekickt. 
Die Old Lady wird hinten mit einer hydraulischen Trommelbremse verzögert welche in einer verchromten Rundschwinge eingebaut ist. Die verchromte Schwinge stammt noch aus den USA. Die Trommelbremse haben viele früher ausgebaut und durch bessere Bremsen ersetzt. Fahre mit Bedacht und Vorausschau und halte die Bremse in Schuss, dann klappt es auch mit dem rechtzeitigen Ankern – man ist ja nicht auf der Flucht. 
Viel Chrom und aufpoliertes Alu bringen die Old Lady zum glänzen. Sind die Straßen durch Regen versifft, dann ist hinterher stundenlanges Putzen angesagt, aber auch das macht Freude.

Text und Fotos: Michael „Mezzo“ Fauth

Fallert Achern Team
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