Im Dreiländereck zwischen Österreich, Slowenien und Italien wartet ein kleines Paradies aus Bergen,
Seen und dem genussvollen Flair des Südens. Kärnten lädt zum Motorradreisen ein.
Von Jogi & Tine, pentamedia.de
Kärnten liegt im Süden Österreichs und bietet Motorradfahrern nicht nur herrliche Kurvenstrecken, sondern auch eine fantastische Bergwelt mit Flüssen, Bächen und Seen. Wir sind, wie schon häufig, mit PKW und Motorradanhänger angereist. Von Hamburg aus waren es rund 1.150 Kilometer, die wir – mit mehrfachem Fahrerwechsel – an einem Tag zu unserer Apartmentanlage „Panorama“ in Drobollach zurückzulegen hatten. In Österreich ist das Befahren der Straßen vignettenpflichtig. So gehört es zu den Reisevorbereitungen sich rechtzeitig um die „Pickerl“ zu kümmern. Die 10-Tage Klebevignette kostet für einen PKW 9,50 € und 5,50 € werden für jedes Motorrad fällig. Anhänger benötigen keine zusätzliche Vignette. Man bekommt die „Pickerl“ beim ADAC oder ACE. Einige Autobahnabschnitte kosten zusätzlich Maut. Unser Apartment gehört mit zu den spezialisierten Beherbergungsbetrieben, die unter dem Namen „Motorradland Kärnten“ Unterkünfte anbieten und in denen Motorradfahrer gern gesehene Gäste sind. Entsprechend sind diese Betriebe auch für die Bedürfnisse der Biker ausgerüstet, vom sicheren Stellplatz bis hin zum Ladegerät oder fehlendem Schraubenschlüssel. Vom Balkon aus hatten wir freien Blick auf den Faaker See, der wegen der European Bike Week, insbesondere den Harley-Davidson-Fans, ein bekannter Begriff ist. 2022 ist die Bike Week vom 6. bis 11. September geplant. Rund 100.000 Motorradfahrer werden dann erwartet. Es gilt deshalb frühzeitig zu buchen, um sich eine Unterkunft zu sichern, wenn man diesem Spektakel beiwohnen möchte. Den HD-Fahrern wurde auf einem Verkehrskreisel sogar ein Denkmal gesetzt. Freier Zugang zum Wasser des Sees ist jedoch nur an wenigen Stellen möglich, da nicht nur die angrenzenden Grundstücke, sondern der ganze See in privatem Besitz ist. Trotzdem bieten sich immer wieder wunderschöne Ausblicke. Unser Gastgeber, Harry Pucher, ist selber begeisterter Motorradfahrer und führt in der Saison Gruppen von Motorradfahrern zu den schönsten und interessantesten Plätzen Kärntens und der Region. Außerdem stellt er zahlreiche vorgeplante Routen-Vorschläge zur Verfügung, um seinen Gästen die Orientierung zu erleichtern, wenn diese lieber alleine das Motorradland Kärnten erkunden möchten. Er ist auch gerne behilflich eine Mietmaschine bei Megabike in Villach zu organisieren, sofern kein eigenes Motorrad zur Verfügung steht. Wir benötigten diesen Service nicht, denn wir hatten unsere eigenen Hondas mitgebracht.
Pickerl kleben – besser ist das.
Da fehlt noch ein bmm-Aufkleber. 😉
Zeuge einer Zeit, die keiner vermisst am Wurzenpass.
Russische Gedenkkapelle.
Vom Faaker See aus ist es nicht weit bis Slowenien und Italien. Bereits am ersten Tag führte uns Harry über den 1.073 Meter hohen Wurzenpass an die slowenische Grenze. Wir staunten nicht schlecht, als am Straßenrand plötzlich ein alter Panzer stand. Er gehört zu dem 1,5 Kilometer entfernten Bunkermuseum Wurzenpass, das mit seiner Ausstellung an die Zeit des Kalten Krieges erinnert. Unweit liegt der Ort Kranjska Gora und präsentiert uns einen kristallklaren See mit schneebedeckten Berggipfeln im Hintergrund. Im ersten Weltkrieg war der Ort von strategischer Wichtigkeit. 10.000 russische Kriegsgefangene mussten für das österreichische Militärkommando eine Straße von dort aus über den Mojstrovka Pass bis ins Trenta Tal bauen. 1916 verschüttete eine Schneelawine 100 Gefangene und Wachposten. Zu deren Gedenken errichteten 1917 die Russen eine hölzerne Kapelle, unterhalb der sich noch einige Gräber der damaligen Opfer befinden. Der gute Zustand des Gebäudes aus Lärchenholz ist dem Besuch des russischen Präsident Putin zu verdanken, der sich dort 2016 zu einer Kranzniederlegung mit dem slowenischen Präsidenten Borut Pahor traf, um die damals noch intakte russisch-slowenische Freundschaft zu bekunden. Die Kapelle wurde zu diesem Zweck restauriert.
Wir folgten weiter den Serpentinen der engen Straße bis nach Koca na Gozdu, einem Aussichtspunkt mit fantastischem Panorama. Von da aus fuhren wir wieder talwärts und folgten dem Verlauf eines kleinen Flusses, der Limarica. Den Spaß, zu dessen Überquerung eine Hängebrücke zu wählen, ließen wir uns nicht nehmen. Harry führte uns kreuz und quer durch kleine Dörfer und ehe wir uns versahen waren wir schon an der italienischen Grenze angekommen und kurvten auf den geschlängelten Straßen des Natur-Reservates Foresta di Traviso zurück in Richtung Österreich.
Abenteuerliche Hängebrücke über die Limarica.
Die darauffolgenden Tage nutzten wir, um mehr von Kärnten zu sehen. Besonders die Kombination von kristallklarem Wasser und Bergen hat uns immer wieder begeistert. Es lohnt sich, die großen Seen anzufahren. In Richtung Spittal liegt der Millstädter See, an dessen Ufer sich von Norden aus über Dellach gut entlangfahren lässt. Zwischen Villach und Feldkirchen liegt der Ossiacher See. Auch an Burgen und Schlössern mangelt es den Kärntnern nicht. Nahe des Ossiacher Sees liegt bei Gratschach die Ruine Landskron. Erstmals 878 urkundlich erwähnt, liegt sie auf einem 135 Meter hohen Felsplateau am Beginn der Ossiacher Tauern. Tatsächlich ist die Burg jedoch noch wesentlich älter. In ihrem Inneren wurden Steine mit Inschriften gefunden, die auf die Zeit 800 v. Chr. geschätzt wurden. Heute wird sie touristisch genutzt und man kann dort im Sommer Greifvogelschauen erleben.
Direkt am Wörthersee, dem größten Gewässer Kärntens, steht in Velden, das aus der Fernsehserie bekannte „Schloss am Wörthersee“. Von dort aus hat man einen schönen Ausblick über das Wasser und die sich darauf befindenden Segelboote. Südlich des Wörthersees schlängelt sich die weitgehend naturbelassene Drau bis über Völkermarkt hinaus. In Lavamünd wird die Kraft des Flusses Drau zur Stromgewinnung genutzt und das Wasser gestaut. Durch solche Querbauwerke war es bis 2009 vielen Fischarten und anderen Wasserlebewesen nicht mehr möglich den Fluss zu passieren, bis laut nationalem Wasserwirtschaftsplan wieder für Durchgängigkeit gesorgt wurde. Die Fischtreppe, die dort „Organismenwanderanlage“ genannt wird, ist insgesamt 295 Meter lang, besteht aus 74 Pools, 15 Ruhe- und Laichzonen und überbrückt einen Höhenunterschied von 9,60 Metern. Sie wird von 36 Fischarten und kleinen Wasserlebewesen genutzt, so dass der genetische Austausch der tierischen Bewohner der Drau gesichert ist. Zu den größten Fischarten der Drau gehören Welse und Huchen. Sie werden hier bis zu 1,20 Meter lang und wandern über 100 Kilometer weit. Es ist schon erstaunlich, was man bei so einer Tour alles „erfahren“ kann, wenn man die Augen etwas offen hält.Bei Lavamünd führt eine kurvenreiche und landschaftlich phänomenale Straße hinauf auf die Soboth (1.349 Meter). Ab hier befindet man sich in der Steiermark. Die zahlreichen Weinbaugebiete sind nicht zu übersehen.
Idyllischer See bei Kranjska Gora.
Brücke mit Aussicht über die Drau.
Zu den größten Städten Kärntens zählen Villach und die Hauptstadt Klagenfurt. Sie eignen sich gut, um dort Einkäufe zu erledigen. Insbesondere der Besuch der hübschen Altstadt von Villach ist lohnenswert – nicht nur, um einen verregneten Tag zu überbrücken. Wenn man es nicht so sehr mit Wein hat, kann man sich hier ersatzweise ein wenig über Bier informieren, indem man der Villacher Brauerei einen Besuch abstattet. Hier wird seit 1858 leckeres Bier gebraut. Rund ein Drittel des Energiebedarfs erzeugt die Brauerei mit ihren 5.400 qm Solarpanelen auf dem Dach selbst. Damit zählt sie zu den bedeutendsten Solarbrauereien weltweit. Wir haben sicherheitshalber jedoch auf eine Verkostung vor Ort verzichtet, da wir ja noch weiter Motorrad fahren wollten.
Im Osten Kärntens machten wir eine Pause in der Stadt Bleiburg, über der auf einem Hügel thronend, sich selbige Burg befindet. Bleiburg ist der Geburtsort der Künstlerin Kiki Kogelnik (1935-1997), die als einzige österreichische Popart-Künstlerin gilt. Das alte Gemäuer wurde bereits im Jahre 1000 schriftlich erwähnt und wechselte ständig unfreiwillig die Besitzer. Es scheint, als hätte man dort zu keiner Zeit als Burgherr einen lustigen Job gehabt. Wir verwarfen den kühnen Gedanken und machten uns auf den Weg zurück nach Drobollach zu unserer Unterkunft, wo ein Kärntener Traminer und eine Tüte Cracker auf uns warteten.
Fischtreppe in Lavamünd.
Das berühmte Schloss am Wörthersee.
Die Bleiburg unweit der slowenischen Grenze.
Blick von der Berghütte Koca na Gozdu in Slowenien auf 1.226 m Höhe.
In Kärnten befinden sich auch einige sehr schöne Panoramastraßen, die allerdings gebührenpflichtig sind. Um 25 % zu sparen, kann man für den Vorzugspreis von 39 € bei allen ARGE-Motorradland-Kärnten-Hotels ein Panoramastraßen-Ticket-Kärnten erwerben, in dem die Großglockner-Hochalpenstraße, die Nockalmstraße, die Villacher Alpenstraße, die Goldeck-Panoramastraße und die Malta-Hochalmstraße integriert sind. Die Möglichkeiten spannende Strecken zu fahren und großartige Ausblicke zu genießen sind so mannigfaltig, dass zwei Wochen Urlaub in der Region kaum ausreichen, um zumindest die bekanntesten Routen zu fahren. Es schreit förmlich nach einem weiteren Besuch.
Dieses Mal waren wir im Oktober in Kärnten. Die Temperaturen am Morgen und auf den Gipfeln waren recht frisch und in der Nacht gab es auch schon Frost. Mit der richtigen Kleidung ist das natürlich kein Problem, aber unser nächster Besuch wird ganz sicher in die wärmere Saison fallen. Vielleicht werden wir auch den Auto-Reisezug von Hamburg nach Villach nutzen, denn die lange Autofahrt haben wir als ziemlich anstrengend empfunden. Die Anreise mit dem Zug ist nicht ganz billig, dafür startet man aber nach einer Nacht im Zug (Wein und Ohrenstöpsel nicht vergessen) direkt am nächsten Morgen in den Kärntner-Motorradspaß.
Reiseplanung einfach gemacht
Auf dem offiziellen Tourismusportal von Kärnten gibt’s jede Menge Infos über die schönsten Touren mit GPX-Daten zum kostenlosen Download. Ebenso Buchungsmöglichkeiten für die Unterkunft und wertvolle Tipps für einen unbeschwerten Motorradurlaub.