Ach, kennst du das, Sehnsucht Sonne? Die Tage werden kürzer, die dunklen nasskalten Nächte länger. Oder der Frühling will und will einfach nicht kommen? Dabei hat man Lust auf Sonne, Wärme und Motorradfahren. Hey, komm mit mir, ich entführe dich auf eine kleine Motorradtour: Teneriffa.

Die im Atlantik gelegenen Inselgruppe der Kanaren besteht aus sieben Hauptinseln und gehört geologisch zu Nordafrika. Marokko und die Westsahara-Region ist gerade mal einhundert Kilometer von Fuerteventura entfernt. Politisch gehören die Kanarischen Inseln jedoch zu Spanien und somit zur Europäischen Union. Teneriffa mit 2.034 km2 ist die größte und die Hauptinsel mit der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife, gefolgt von Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote, La Palma, La Gomera und El Hierro. Kurzum für Nordeuropäer die Region des immer stetigen Frühlings und Sommers.
Es ist nicht meine erste Motorradtour auf Teneriffa, daher nehme ich euch mit auf eine kleine Rundreise über die Insel. Wir sind auf einer Insel und können uns nicht verfahren, ein Navi braucht man eigentlich nicht unbedingt. Im Zentrum der Insel befindet sich der Pico del Teide mit seinem gleichnamigen Nationalpark. Der Vulkan hat eine Höhe von 3.715 Metern über NN, also über dem Meeresspiegel. Der Teide ist im Norden der Insel fast immer zu sehen, wenn er nicht gerade von Wolken verhangen ist. Die Beschilderung der Insel ist sehr gut, ein Verfahren nahezu unmöglich. Ja fast, alles ist möglich, denn in den Bergen gibt es Erdstraßen. Aber Achtung:  Im Nationalpark darf nicht abseits der Straßen gefahren werden. Die Forst- Ranger sind da sehr streng. Strafen sehr, sehr teuer.

Fallert Achern Team

Das eigene Motorrad muss man nicht mitbringen. Bei Más Que Motos kann man unter anderem die Mash TT 40  mieten.

Fallert Achern Team

Mit der Royal Enfield Meteor 350 lässt es sich auf Teneriffa herrlich cruisen.

Fallert Achern Team

In Puerto de la Cruz steht direkt am Fischerpier seit 2008 die Bronzestatue „Fischersfrau“ von Julio Nieto. 

Fallert Achern Team

Palmenallee in Puerto de la Cruz mit typisch kubischen Häusern.

Fallert Achern Team

Auf Teneriffa findet man viele Objekte die mit Häkelarbeiten verziert sind.

Ich starte in Puerto de la Cruz und folge der zur Küste hin gewandten Straße zunächst in Richtung Icod de los Vinos bis nach Buenavista del Norte. Der Beschilderung folge ich nach Masca. Ein Bergdorf, das in einem Vulkankrater auf 650 Meter Höhe im Teno-Gebirge liegt. Wir sind im Nordwesten der Insel. Die Straße ist schmal und windet sich schnell stetig nach oben. Ein Kurvenparadies. Hinter jeder Biegung öffnet sich ein neuer gigantischer Ausblick in die schroffen Berge, die zum Meer hin steil abfallen. Die Wanderung von Masca durch den engen Barranco (Wadi oder ausgetrockneten Flusslauf) zum Meer hin ist ein Traum. Da ich mit dem Motorrad wandere bleibe ich auf der Straße und erklimme weiter die steile Passage, welche erst in den 1980er Jahren gebaut wurde. Von Masca fahre ich weiter nach Santiago del Teide. Dort führt mich eine Straße hinauf in den Nationalpark „Las Canarias del Teide“.
Zunächst fahre ich noch durch Landschaften mit zartem Grün, vereinzelt Bäume. Je weiter die Straße mich dem Vulkan Teide näherbringt desto zerklüfteter wird die Region. Ich bin inmitten der Vulkanlandschaft, faszinierend schön. Die Straße windet sich um den Vulkankegel herum. An der Bergstation auf 2.356 Metern kann man mit der Seilbahn (Teleférico del Teide) auf den Gipfel fahren. Wer das machen möchte, sollte in jedem Fall eine wärmende Jacke und festes Schuhwerk mitnehmen oder am besten gleich anziehen. Auf dem Gipfel ist es meist sehr kalt. Auch bereitet die sehr schnelle Auffahrt (8 Meter pro Sekunde) bei manchen Menschen Kreislaufprobleme – immerhin legt die Seilbahn in 8 Minuten einen Höhenunterschied von rund 1.200 Metern zurück.

Fallert Achern Team

Die Kirche Ermita de Nuestra Señora de Las Mercedes an der Punto de Abona steht direkt an einem schönen Sandstrand.

Fallert Achern Team

Ein Muss auf Teneriffa: Ein Trip zu Fuß durch den Parque Nacional del Teide bzw. Las Cañadas del Teide mit einem stetigen Blick auf den Teide.  

Ich fahre wieder hinab, gediegen geschwungene Kurven bringen mich durch einen saftigen grünen Wald in die Region Montanas Negras. Der Wechsel der Natur mit ihrem faszinierenden Farbenspiel ist traumhaft. Eine weitere Tourenempfehlung bringt mich in den Nordosten von Teneriffa, in das Anaga-Gebirge. Über Tacoronte und San Cristóbal de La Laguna steuere ich Las Mercedes an. Von hier aus erklimme ich den Mercedeswald. Man hat hier so gar nicht den Eindruck auf Teneriffa zu sein. Der Wald ist so grün, ich könnte mich genauso irgendwo in Nordspanien befinden. Teneriffa ist abwechslungsreich, grün lebendig, schroff und so schön. Ich komme nun auf die Kammstraße des Anaga-Gebirges. Der Gebirgszug ist in West-/ Ost-Ausrichtung etwa zwanzig Kilometer lang und erstreckt sich von Norden nach Süden in einer Breite von nur fünf bis zehn Kilometern. Der höchste Punkt des Gebirges ist der Cruz de Taborno mit 1.024 Metern Höhe im Westen des Gebirges und der Chinobre mit 909 Metern im Osten. Der Kamm des Massivs, der wegen Nebel und Regen die feuchteste Region der Insel bildet, ist mit Lorbeerwäldern bewachsen. Lianen hängen von den Bäumen tief herab, fast könnte man meinen in der Karibik zu sein. Für Motorradfahrer gilt hier besondere Vorsicht. Da es durch aufsteigende Wolken immer feucht ist, haben sich rutschige Mose auf dem Asphalt angesiedelt. Passt auf in den Kurven! Über San Andrés und seinen Traumstrand fahre ich weiter nach Santa Cruz de Tenerife und zurück zu meiner Ausgangsposition in Puerto del La Cruz.

Fallert Achern Team

Eine Fahrt durch die Mascaschlucht verspricht Kurvengenuss vom Feinsten. 

Es gibt unzählige kleine Querstraßen, die sich steil die Küste hinaufbegeben und an die Hauptrouten anknüpfen. Manchmal geht es nicht weiter und man ist in einer Sackgasse. Doch diese Sackgasse kann etwas besonderes beherbergen. Lass’ es dich entdecken, sei es nur der Weg, der Blick, ein kleines Restaurant oder ein Traumstand nach einem kurzen Adventure-Trip und etwas Klettergeschick für dich alleine.
Die meisten Touristen die auf Badeurlaub aus sind, kommen im Süden auf ihre Kosten. Mir liegt der grüne Norden, die wilden steil abfallenden Küsten. Zu jeder Tour ein Abschluss für Leckermäuler. Kulinarisch gesehen sind die Kanaren für jedermann und -frau geeignet. Es gibt super leckeren frischen Fisch. Ganz tolle kleine Fisch-Restaurants finden sich in den Dörfern im Süden, natürlich auch im Norden. Gegrilltes ist ebenso überall in den Tascas (Restaurants) zu bekommen, ebenso bietet der Gemüsegarten reichlich Frisches für Vegetarier und Veganer. Etwas ganz Besonderes sind die Guachinches. Eine Guachinche ist vergleichbar mit einer deutschen Besen- oder Straußwirtschaft. Wer auf das deutsche Essen gänzlich nicht verzichten kann oder gar auf die Bundesliga, der sollte doch bei der Tasca Los Lobos an der Playa Jardin, Avda. Francisco Afonso Carillo No. 1 in Puerto de la Cruz vorbeischauen. Neben deutschem Essen gibt es auch spanische lokale Gerichte sowie internationale Küche.
Ach ja, mein eigenes Motorrad bringe ich nicht mit auf die Insel. Ich miete mir immer eines. Es gibt sehr viele Anbieter auf der Insel. Meistens habe ich eine breite Auswahl an Mietmotorrädern bei Más Que Motos Teneriffa gefunden und war stets gut bedient (www.masquemotostenerife.com).

Vielleicht habe ich Dein Interesse geweckt und wir sehen uns bei der nächsten Winterflucht.

Fotos: Michael Fauth, Guido Schmidt

Über den AUTOR

Michael „Mezzo“ Fauth

schreibt seit vielen Jahren Tourberichte, Reiseberichte, Event-Reports rund um das Thema Motorrad. Seine Texte finden sich in Magazinen, Blogs sowie in seinen veröffentlichten Büchern. Er ist in der Bikerszene auch als „Mezzo“ bekannt.

Facebook         e-Mail-Kontakt