100 Jahre Moto Guzzi – Meine ganz persönliche 100 Jahre Guzzi-Jubiläumsreise
Rückblick: Ich fahre seit 40 Jahren Moto Guzzi. Erst Cali II, dann und immer noch, Norge 1200 GT. Seit vielen Jahren ist es mein sehnlichster Wunsch zum 100sten Geburtstag von Moto Guzzi mit einer Falcone, die älter als ich sein sollte, zum Firmensitz nach Mandello del Lario am Comer See zu reisen. Nach langer Suche fand ich 2020 eine passende Moto Guzzi Falcone Turismo aus dem Baujahr 1957. Ich schenkte sie mir zu meinem 60. Geburtstag. Sie war in einem sehr guten, originalen Zustand und ich fuhr bereits im ersten Jahr 2500 Kilometer. An die Rechtsschaltung und fehlenden Blinker gewöhnte ich mich schnell. Die 500 Kubik mit 19 PS überraschten mich positiv. Mein Vertrauen war nun groß genug um an die Reiseplanung zu gehen. In den originalen Papieren aus Italien war der Vorbesitzer genannt. Eher aus Neugier recherchierte ich ein wenig und fand heraus, dass der Vorbesitzer Lorenzo Bonaldi war. In Bergamo sehr bekannt, hatte er seit den 50er Jahren sein Geschäft und Werkstatt. Das Unternehmen gibt es noch heute: Bonaldi Motors. Nach seinem Tod 2001 wurde seine Biografie veröffentlicht. Sie enthielt zahlreiche Fotos aus dieser Zeit. Ich kontaktierte seine Tochter Simona, die sich noch gut an die Falcone erinnerte und lud mich ein, nach Bergamo zu kommen. Nun ging es los. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. Keinerlei Modifikationen an der Falcone. Ein kleines Paket an Ersatzteilen nahm ich mit: Zündkontakte, Zündkerze, Kerzenstecker, Schlauch und 500 ml unlegiertes Öl. So startete ich am 9. Sptember im Regen Richtung Italien. Über den Schwarzwald, Schaffhausen, Chur und über den Splügen-Pass kam ich nach knapp 400 Kilometern und sieben Stunden Fahrt in meinem Hotel in San Giacomo Filippo, kurz hinter dem Splügen-Pass an.
Die Via Alessandro Manzoni 1 in Bergamo, 1954 und heute.
Hier hatte der Vorbesitzer der Guzzi, Lorenzo Bonaldi, seine Moto-Guzzi-Vertretung.
Freitag 10. September Erst einmal nach Mandello! Trotz der Absage der offiziellen Geburtstagsfeier von Guzzi war die Stadt voll von Guzzi-Fans. Schönstes Erlebnis war das Treffen mit einer Gruppe alter Guzzi-Mechaniker mit Ihren Falcone. Ich traf einige andere Falcone-Fahrer, doch nur ganz wenige kamen mit Ihren Fahrzeugen auf eigener Achse über die Alpen. Viele mit Auto und Anhänger. Das war für mich jedoch nie eine Option! Samstag 11. September Noch einmal nach Mandello, nun mit wesentlich mehr Guzzisti als gestern. Problem war die Getränkeversorgung. Da es keine offizielle Feier gab, waren die tausende Gäste auf sich allein gestellt. Nicht so bei mir! Ich hatte meine Espresso-Maschine dabei. Die wurde genau so bestaunt wie meine Falcone. Den Sonntag und Montag nutzte ichfür Fahrten nach Lecco, der anderen Seeseite und einem Abstecher nach St. Moritz über den Majola-Pass und Silsersee. Dienstag, 12. September Nun ging es noch mal 100 Kilometer nach Bergamo, um Simona Bonaldi zu treffen. Das Eis war schnell gebrochen, wir schwärmten von der „guten alten Zeit“ und sie fand meine Zeitreise so interessant, dass sie sogleich einen Artikel über meine Reise in den Bergamo News organisiere, die von anderen Medien (MOTO.IT) direkt übernommen wurde. In Bergamo stellte ich Bilder nach, die ich in dem Buch von Lorenzo Bonaldi gefunden hatte. Wegen einer Unwetterwarnung hatte ich meine Rückreise um einen Tag vorverlegt. Über Como, Lugano, bei 6 Grad, Regen und Nebel über den Gotthard-Pass, Konstanz und dann Richtung Freiburg. Nach elf Stunden kam ich komplett kaputt aber glücklich zu Hause an. Die Tour von insgesamt 1.600 Kilometern war mein größtes Abenteuer der letzten Jahre. Ach übrigens: Meine Ersatzteile konnte ich wieder einlagern. Außer Benzin und 250 ml Öl hat meine Falcone nichts gebraucht. Da die Geburtstagsfeier von Guzzi im kommenden Jahr nun nachgeholt werden soll, habe ich bereits ein neues Ziel!
Henning Behrens
Lorenzo Bonaldi war seinerzeit Sponsor des erfolgreichen Guzzi-Rennteams.
Cascate dell Aquafraggia Wasserfälle in Borgonuovo di Puro (im Valchiavenna-Tal)