Leise Musik beim zweiten Electric Ride Schönau
Zum zweiten Mal fand am 18. September der Electric Run in Schönau statt – veranstaltet vom electrify-BW e. V. und mit tatkräftiger Unterstützung der Elektrizitätswerke Schönau, auch bekannt als die Schönauer Stromrebellen. Initiator Christian Jog fährt schon seit 2014 ein elektrisch betriebenes Motorrad und möchte mit seinen Electric Runs die Elektrobikes vor allen Dingen auch uns Motorradfahrern näher bringen und dafür begeistern. Was wahrlich nicht immer einfach ist, denn die viel größere Gemeinde der Motorradfahrenden mit fossilem Brennstoff angetriebenen Motorrädern ist immer noch wesentlich größer. Teils unflätige Aussagen aus der eingefleischten Verbrennerfraktion sind immer wieder zu hören und zu lesen. Da gehört „Akkuschrauber“ als Vergleichsobjekt für ein Elektromotorrad noch eher zu den schmeichelhaften Begriffen. Dabei sollte sich niemand der zukunftsträchtigen Technologie verschließen und vor allen Dingen einfach selbst mal so ein Motorrad fahren, um sich seine eigene Meinung bilden zu können. Mitreden kann nur, wer selbst ein elektrisch betriebenes Motorrad gefahren ist. Ein Motorrad bleibt ein Motorrad – egal ob als Verbrenner- oder Elektrovariante. Fahrspaß ist bei beiden Varianten garantiert. Inwieweit sich auch weitere alternative Antriebe wie Wasserstoff oder eFuel durchsetzen, wird die Zukunft zeigen. Gerade im Bereich der eFuels wird eifrig geforscht und entwickelt. Der Wirkungsgrad liegt derzeit bei ca. 20 % und ist somit noch viel zu gering, als dass die eFuels effizient wären. Umweltfreundlich ist der synthetische Sprit auch nur dann, wenn der enorme Strombedarf bei der Herstellung aus erneuerbaren Energien kommt.
„Stromgespräche“ und Fachsimpelei vor dem Start.
Ein Elektrocruiser von Johammer aus Österreich.
Eine Energica RS mit Corsa Clienti Kit im Rennmodus.
Elektro-Naked trifft Elektro-Supersportler.
Dass sich ein Elektromotorrad nicht nur für Kurzstrecken oder zum Pendeln zur Arbeit eignet, beweisen abermals die Teilnehmenden beim Electric Ride in Schönau. So waren Fahrer und Fahrerinnen aus ganz Europa am Start, mit teilweise über 650 Kilometer Anfahrt. Die Ladeinfrastruktur ist zwar noch nicht so gut ausgebaut wie die der klassischen Tankstellen. Trotzalledem lässt sich auch eine längere Reise mit Elektromotorrad bewerkstelligen, wenn man vorher die Reise gut plant. Was man ja schließlich auch bei Reisen mit Verbrenner-Krädern macht. So ist ein Teilnehmer mit seiner Zero bis nach Island und zurück gefahren. Wenngleich er einen Teil der Strecke logischerweise mit einer Fähre zurückgelegt hat, zeigt seine Reise doch, welche Strecken mit einem Elektromotorrad zurückgelegt werden können. Eine persönliche, wohltuende Entschleunigung gibt es gratis mit dazu. Den Löwenanteil beim Electric Ride in Schönau hatten die Motorräder von ZERO. ZERO aus Kalifornien darf derzeit als Marktführer in der Sparte Elektromotorrad angesehen werden. Gesichtet wurden auch drei italienische Energica. Beim FIM Enel MotoE World Cup fahren die Fahrer übrigens ausschließlich mit Energicas. Zwei ganz besondere Maschinen waren zum einen der futuristische Johammer-Cruiser von Johann Hammerschmid aus dem österreichischen Bad Leonfelden – Ingenieurskunst vom Feinsten. Zum anderen war ein auf Elektroantrieb umgebautes Yamaha FJ 1200 Gespann zu bewundern. Martin Seifried aus Rottweil, der Besitzer dieses ganz besonderen Gespannes, hat sich dieses selbst zusammengebaut. Den TÜV-Segen hat er auch bekommen und bewegt jetzt ganz legal die ganz sicher einzige FJ 1200 mit einem „E“ im Kennzeichen. Bei der gemeinsamen Ausfahrt über ca. 80 km gab es viele erstaunte Blicke der Anwohnerschaft an der Strecke. Viele honorierten das Surren der Motoren mit einem „Daumen hoch“. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Hänsle Motorradsport aus Ettenheim für die Bereitstellung einer ZERO SR/F.
Fotos: Guido Schmidt
Über den AUTOR
Guido Schmidt
Inhaber und Verleger des bmm.
Fährt privat eine Honda CB 1100 RS.
Schreibt überwiegend Reiseberichte, über Regionales, Veranstaltungen und Produkttests.
Mailkontakt | facebook | instagram