Wusstet ihr, dass das Wort Pandemie aus dem Altgriechischen stammt? Nicht die beste Voraussetzung, um mit dem Motorrad nach Griechenland zu fahren, denkt ihr? Auch noch im Spätsommer 2020, meint ihr? Doch, doch, auf jeden Fall. In folgendem Bericht von Steffen, Tourguide bei NSK Motorradreisen aus Bad Bevensen, erfahrt ihr auch warum … 

Ergebnis war und ist Griechenland eines der Länder mit den geringsten Fallzahlen in ganz Europa, war bis Ende Oktober kein Risikogebiet und schien mit einem blauen Auge durch die Krise zu kommen. Und damit war Griechenland eines der wenigen Urlaubsziele in 2020, das sicher bereist werden konnte.
Blöd nur, dass man sich nicht einfach dorthin beamen kann. Also noch nicht. Auf dem Weg liegen Österreich und Italien. Kein Problem, auch dort kann man sich die Anreise schon schön gestalten. Österreich wurde wenige Tage vor der geplanten Reise Ende September durch Tirol zum Risikogebiet. Gestattet war allerdings der Transit „ohne Aufenthalt“ was auch immer in diesem Zusammenhang ein „Aufenthalt“ ist. So genau hat das niemand definiert. Aber egal. Challenge accepted!
Wir fahren mit unserer NSK-Reisegruppe zunächst mal durch Österreich – ohne eine Übernachtung – was bei der geringen Kilometeranzahl zum Brenner auch kein Problem ist. So kommt der Motorradreisende sicher innerhalb der geltenden Verordnungen in Italien an. In aller Ruhe, können wir hier übernachten und unsere Anreise am nächsten Tag auf Landstraßen nach Ancona fortsetzen. Ab der Grenze zu Italien benötigt jeder Reisende ein englischsprachiges Dokument sowie weitere zwei Seiten für die Fährgesellschaft. Kein Problem, auch nicht für unsere Gäste, haben sie doch mit NSK Motorradreisen Chef Sebastian und den beiden Tourguides Mathias und Steffen (das bin ich) und natürlich mit unserem Michael, welcher das Begleitfahrzeug fährt, tatkräftige Hilfe im Dschungel der italienischen Bürokratie. Keiner von uns wird sich jemals wieder über die deutsche Bürokratie beschweren, versprochen! Was passiert dann mit diesen Formularen? Das große behält man, falls man kontrolliert wird. Das kleine sammelt die Fährgesellschaft ein und heftet es weg. Ach so, ein armer Wicht vom Fährpersonal durfte an uns allen einmal Fieber messen. Ohne Ergebnis.

Fallert Achern Team
Fallert Achern Team

Nach entspannter, nächtlicher Fährfahrt kommen wir alle gesund und munter in Igoumenitsa an. Die Fähre war recht leer, das Risiko sich zu infizieren entsprechend gering. Und Papiere hatten wir ja genug ausgefüllt. Denkste. Die neueste Idee in Griechenland war, dass ausgewählte Einreisende sich einem Coronatest im Hafen unterziehen müssen. Ich war natürlich mit dabei. War ja klar. Stellt euch nun zwei alte, klapprige Bürostühle vor. Davor zwei hübsche Studentinnen. Kurz das Stäbchen durch die Zähne gezogen bekommen. Fertig. Und nie wieder was davon gehört. Was ich als gutes Zeichen nehme. Endlich in Griechenland angekommen!
OK. Kleines Problem noch. Es war inzwischen Mittag. So was dauert halt. Und die Fahrstrecke war nicht kleiner geworden. Wir wollten bis zum Kastoria-See, übrigens sehr lauschig und idyllisch dort, und ganz oben im Norden. Ich kenne die Strecke und Chef Sebastian auch. Ein tiefer Blick in die Augen und zumindest mir war klar, das schaffen wir! Ohne Autobahn, denn wir wollen unseren Gästen niemals diesen fantastischen Fahrtag wegnehmen! Also auf die Mopeds und ab ins Gebirge, was ziemlich direkt nach Igoumenitsa beginnt. Wo war nun das Pro-blem? Nun ja, in Griechenland haben wir eine andere Zeitzone. Ende September wird es oben im Pindos-Gebirge um 19 Uhr dunkel. Schlagartig. Als knipsten die Götter die Sonne aus. Bis dahin ist man mit den Mopeds besser mal im Hotel. Kein Problem, haben wir super geschafft!
Was kam danach? Zwölf traumhafte Fahrtage in Griechenland. Einsame Bergstrecken, einsame Kulturdenkmäler, einsame Strände, leere Hotels, fröhliche Motorradfahrende. Ich denke, die Bilder sprechen für sich! Die Tagesetappen führten uns zuerst mitten durch das Pindosgebirge. Das Gebirge ist für uns Motorradfahrer einfach nur fantastisch und mein Grinsen wurde unter dem Helm immer breiter. Höhenzüge bis über 2.000 Meter und extrem einsame Asphaltbänder. Diese Einsamkeit ist hier auch außerhalb von Coronazeiten zu finden.
Der nördlichste Punkt unserer Reise ist der Prespasee. Ein markanter See, denn hier mitten im See verlaufen die Grenzen zu Albanien, Nordmazedonien und Griechenland. Und Essen kann man hier … eine Diätreise kann man das nicht nennen.
Entlang der Meteora Klöster, natürlich mit ausgiebig Zeit zur Besichtigung, führte die Route durch die Koziakas Bergwelt, welche als Apotheke „Asklepios“ weit bekannt ist. Das Moped mit Kräutern beladen ging es wieder an das uns schon bekannte Ionische Meer auf die Halbinsel nach Preveza. 

Meteora

Die Metéora-Klöster gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Fallert Achern Team

Mauldäschle? Klar, wo nötig!

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Abstand? Kein Problem!

Was nun folgte erinnert so manchen an die kroatische Küstenroute nach Dubrovnik. Ich selbst musste kurz mal nachschauen, ob ich im richtigen Land bin. Von ihrer Einmaligkeit aber ist die Küstenstraße in Griechenland runter nach Delphi noch um einiges schöner. Immer wieder bin ich hellauf begeistert. Noch schnell das Orakel in Delphi befragt (ich konnte leider nicht alles verstehen, es hat teilweise etwas undeutlich gesprochen), ging es am nächsten Tag weiter auf die Peleponnes. Natürlich mit einem ausgiebigen Stopp am Kanal von Korinth. Ganz in der Nähe beziehen wir unser Hotel für die nächsten beiden Nächte.
Wir nahmen uns genügend Zeit für ein wenig kulturelles Programm, auf unserer kleinen Tagestour nach Epidaurus. Die ein oder andere Sozia genoss den Ruhetag im Basishotel und verbrachte diesen gemütlich am Strand. Ausgeruht ging es dann weiter zu dem südwestlichsten Punkt unserer Reise. Wir fahren für einem Cappuccino noch einmal auf über 1.000 Meter und genießen die Aussicht. Einfach nur Fahrspaß pur auf unserem Weg nach Kalamata! Meine KTM juckste und jaulte vor Freude. Die letzten Übernachtungen auf griechischem Boden sind in der Geburtsstädte von Olympia. Der Ort heißt auch, wer hätte das gedacht, „Olympia“, und empfängt uns mit seiner tausend  Jahre alten Kultur. 
Unser Hotel für zwei Übernachtungen liegt auf einem Berg-kamm, so idyllisch, man könnte fast meinen man wäre in der Toskana. Nur die Ortsschilder mit griechischer Schrift passen nicht ganz ins Bild. Ein genialer Ort um langsam Abschied von diesem tollen Land zu nehmen. Ein typisch griechischer Abend lässt uns die Eindrücke der letzten Tage gemeinsam nochmal Revue passieren.
Am nächsten Morgen cruisen wir ganz gemütlich nach Patras, wo uns die Fähre am Nachmittag zur Rückreise nach Italien erwartet. Wir haben in Griechenland quasi unseren Sommer verlängert. Jeden Tag strahlender Sonnenschein, Temperaturen oft über 25 bis sogar über 30 Grad! Ein traumhaftes Reiseland, gerade auf zwei Rädern. Viel Kultur, aber auch baden im Meer, schöne Hotels und gutes Essen. Niemals langweilig werdende Straßen, mal über Gebirgszüge, mal an der Küste entlang. Aber gut, das ist dort jedes Jahr so.
Was war dieses Mal anders? Zweimal oder dreimal wurde beim Einchecken in den Hotels Temperatur gemessen. Immer und bei allen ohne Ergebnis. Nicht so schlimm, würde ich sagen. Einmal wollte ein Hotel, das zu einer Kette gehörte, noch einen Fragebogen von jedem Gast ausgefüllt haben. Hmm – na gut. Bekommen wir hin.

Fallert Achern Team

Dafür waren die antiken Stätten, also ich rede hier von Olympia, Delphi, den Meteora-Klöstern, Epidauros – so diese Kragenweite – leer wie sonst nie zuvor. Ich habe sogar mit meiner Gruppe Parkplätze direkt vor dem Eingang zum großen Kloster in Meteora bekommen. Besser gehts nicht. Ein kleiner Wermutstropfen war, dass die Führungen durch die alten Stätten zwar ganz normal stattfinden konnten, in den Museen aber keine Führungen gestattet waren. Aber wozu hat man denn Tourguides? Da müssen die halt mal ran.
Selten musste ich mal einen Gast an seine vergessene Maske erinnern. Oder daran, dass wir auf dem Parkplatz vielleicht nicht alle im Rudel zusammenstehen sollten. Es war ja immer noch Pandemiezeit in Europa. Die Disziplin unserer Gäste war jedenfalls hervorragend. Und die der Griechen, auf die wir getroffen sind, zumeist auch. Die Tage in Griechenland waren unbeschwert. Als ich dann am Rückreisetag in Patras nochmals am Strand stand, wäre ich am liebsten dageblieben! Denn, wer nach Griechenland einreist, wird irgendwann auch wieder herauswollen. Und da wurde es nochmal spannend. Die gesamte Reise dauerte 17 Tage, eine ziemlich lange Zeit, während der die Pandemie im restlichen Europa wieder begann, umsich zu greifen. Jeden Tag könnte eine der beteiligten Regierungen, also Österreich, Italien oder auch Griechenland, sich neue Regelungen einfallen lassen. Regiert wurde „in der Lage“, entsprechend mussten wir auch reagieren. 
Zunächst mal hätte man uns im schlechtesten Fall die Erlaubnis, überhaupt die Fähre zu betreten, verweigern können. Darauf war NSK-Chef Sebastian vorbereitet. Wir hätten uns in Patras einem Schnelltest unterziehen und so unsere Gesundheit nachweisen können. Also bei Bedarf. Dann galt in Österreich noch immer die Transitregel, also nix mit anhalten oder übernachten. Und schließlich wollte Italien, dass Einreisende aus Griechenland das Land binnen 36 Stunden wieder verlassen. Blöd nur, dass die Fähre abends erst wieder in Ancona anlegt. Und übernachten in Österreich ging ja nicht. Also musste unser Backoffice ran. Da sitzen sowieso die wahren Chefs bei NSK-Motorradreisen. Nina und Bettina mussten unsere geplanten Hotels den Begebenheiten, sprich den jeweiligen Landesverordnungen, anpassen. Also schnell die Übernachtung von Ancona noch hundert Kilometer in den Norden verlegt und das österreichische Hotel storniert, um dann eines direkt hinter der österreichisch/deutschen Grenze in Mittenwald zu engagieren. Und das in einer Zeit, in der die meisten Hotels schon geschlossen hatten. Nicht ganz so leicht. Aber dafür fährt man ja mit einem Reiseunternehmen, oder? 
Klar, der letzte Reisetag war dann etwas länger als ursprünglich geplant. Aber jeder hatte Verständnis, denn so konnten wir uns an alle Regeln halten. Wir wollten kein Risiko in irgendeiner Form eingehen. Ebenso wie die Gäste. Und nach so einem Urlaub geht das doch klar, oder?
Was bleibt mir als Fazit? Die Reisebranche hat es schwer getroffen in 2020. Vieles musste ausfallen. Eine ganze Branche taumelt. Und dennoch: Wenn man verantwortungsbewusst mit dem Thema Motorradreisen umgeht, dann waren auch größere Reisen möglich. Nicht in dem Umfang, wie wir uns alle das gewünscht hätten. Aber jede einzelne Reise sorgt doch dafür, dass man dem Lagerkoller ein wenig entkommt. Den Kopf frei bekommt. Erholung erfährt.
Lasst uns auf ein reisewürdiges Jahr 2021 hoffen. Auf dass die Pandemie dann überwunden werden kann. Aber egal wie es kommt, uns ist klar, dass Motorradreisen auch in solchen Zeiten mit einem zuverlässigen Reiseveranstalter bedenkenlos realisierbar sind. Vielleicht sieht man sich ja mal auf einer Reise. Ich wünsche euch allen eine tolle Zeit.

Euer Tourguide Steffen

 P.S. Wer nun Lust auf Griechenland bekommen hat, kann in 2021 noch einen der letzten Restplätze bei NSK Motorradreisen ergattern. Diesmal geht es dann entlang der Adriaküste auf eine große Griechenlandtour.

Alle Infos gibt es unter
www.nsk-motorradreisen.de