Die Ardèche liegt im Süden Frankreichs, oberhalb der Region Paca und westlich der Rhône. Sie verzaubert mit traumhaften Landschaften, freundlichen Menschen und ist nicht nur für Motorradfahrer ein ideales Reiseziel, wenn bei uns in Norddeutschland langsam die schmuddelige Jahreszeit beginnt.
Bedingt durch unser schmales Zeitfenster für diese Reise haben wir die Anfahrt mit PKW und Motorradanhänger bewältigt, was sich zusätzlich natürlich auch für den Transport von Fotoausrüstung, Ersatzteilen und Werkzeug anbietet.
Von Hamburg aus beträgt die Strecke rund 1.450 km. Wenn man die französischen Autobahnen nutzt, werden 32 Euro Maut pro Weg fällig. Wechseln sich die Fahrer ab, ist man inklusive kleiner Pausen nach 18 Stunden bereits in der Zielregion angekommen und das Abenteuer kann beginnen, sobald man sich erst einmal richtig ausgeschlafen hat.
Es empfiehlt sich Hotels zu buchen, um von dort aus Exkursionen ins Umland zu starten. Motorradfahrer sind in Frankreich gerne gesehen und häufig werden auch Garagenplätze oder über Nacht abgeschlossene Parkplätze zur Verfügung gestellt. Die Preise sind nicht überzogen und variieren mit der Anzahl der Sterne. Ein „Petit Dejeuner“, ein kleines Frühstück, kostet überall um die 10–12 Euro und sollte stets mit eingeplant werden. Für das kleinere Portemonnaie sind auch viele Campingplätze zu finden. Eine Übernachtung mit Dusche gibt es schon ab 15–17 Euro pro Person.
Die Landschaft ist bergig. Während wir in den Tälern Temperaturen bis zu 32 Grad erleben durften, ist es auf den Gipfeln in bis zu 1.550 m Höhe deutlich kühler. Die Temperaturdifferenzen lagen zwischen 5 und 10 Grad, so dass man dieses bei der Zusammenstellung der Kleidung berücksichtigen sollte.
Unsere Reise durch die Ardèche begann in Soyons. Dort durften wir für eine Woche unseren PKW mit Trailer auf dem Parkplatz des „Hotel de Charme“ zurücklassen, um nur mit dem Nötigsten in der Gepäcknudel das großartige Departement zu erkunden.
Bei Süd-Frankreich denkt man sofort an Käse, Wein und Oliven. Natürlich haben auch wir es uns nicht nehmen lassen, Weingüter und eine Käserei zu besuchen.
Bedingt durch die seit einigen Jahren immer wärmer werdenden Sommer ist der Anbau von Weißwein nur noch grenzwertig wirtschaftlich. Er wird deshalb vorwiegend im Norden Frankreichs angebaut und auch Rosé-Wein gibt es deshalb relativ wenig. Rund 75 % der Trauben werden für die Produktion von Rotwein gelesen. Dafür gibt es spezielle „Harvester“, Erntemaschinen, die den Winzern die Arbeit erleichtern. Schwierige oder außergewöhnliche Hanglagen erfordern jedoch noch immer die Handarbeit von Saisonkräften. Fast alle Weingüter bieten Degustationen an. Viele gehen auch dazu über Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten, denn nach der Weinprobe ist es schlecht, mit dem Motorrad weiter zu fahren.
Auf dem Weg durch die Ardèche kommt man häufig an Lavendelfeldern vorbei, die im Spätsommer natürlich schon abgeerntet wurden. Um die Lavendelblüte zu erleben, ist ein Besuch von Mitte Juni bis August zu planen. Die Blütezeit kann jedoch je nach Wetterlage um einige Wochen variieren. Die Lavendelprodukte, wie Seife, Crème, Parfum, Honig oder Schnaps sind trotzdem zu jeder Jahreszeit erhältlich. Im Herzen des Gorges de l’Ardèche kann man das Lavendel-Museum besuchen, die extrahierten ätherischen Lavendelöle erschnüffeln und bei der Destillation zusehen.

Der 54 Meter hohe Felsenbogen von Pont d`Arc.

Traumhafte Strecken soweit das Auge reicht.

Esskastanien waren früher ein wichtiger Ernährungsbestandteil der Bevölkerung in der Ardèche und auch heute noch begegnet man vielen Kastanienbäumen und Kastanienprodukten, wie Kastanienmehl, Kastanienpaste und sogar Kastanienbier. In Joyeuse befindet sich ein Esskastanienmuseum, untergebracht in einem ehemaligen Oratorianer-Kolleg aus dem XVII. Jahrhundert. Es ist eine Hommage an den „Brotbaum“ und zeigt die regionale Kultur und Bedeutung der Kastanie, alte Werkzeuge, Schälmaschinen und Gebrauchsgegenstände. Eine Kostprobe zahlreicher Esskastanienprodukte erwartet die Besucher am Ende der Besichtigung.
Besichtigungsziele gibt es sehr viele in der Ardèche, so dass man mit nur einem Besuch gar nicht alles ansehen kann. Den 54 Meter hohen Felsenbogen von Pont d`Arc sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. In nur kurzer Entfernung befindet sich auch die  Grotte Ornee du Pont d`Arc, die seit 2014 als Grotte Chauvet bekannte Höhle als Weltkulturerbe bei der UNESCO eingeschrieben ist.
Was die Motorradstrecken angeht, kann man im Departement Ardèche nicht viel verkehrt machen. Genau genommen geht es ständig bergauf oder bergab. Die Straßenzustände sind im Allgemeinen recht gut, nur die engeren und wenig befahrenen Straßen zu kleineren Dörfern sind oft buckelig und geflickt. An Kurven und Serpentinen mangelt es freilich nicht. So ist es nicht verwunderlich, wenn man am Abend weniger auf dem Kilometerzähler abliest, als es der Muskelkater vorgibt.

Die Straße von La Malene nach Serigas ist mit Serpentinen gespickt.

Die Gorges du Tarn.

Besonders hat uns im Süden des Departements die Strecke zwischen Vallon Pont d`Arc und Sauze gefallen. Die Straße schlängelt sich durch die imposanten Felsen der Gorges de l’Ardèche und unter Vorsprüngen hindurch, immer unweit des Flusses Ardèche, der kurz hinter St.-Martin in die Rhône mündet.
Im Nord-Westen bietet der Mont Gerbier de Jonc einen wunderschönen Aufstieg bis auf eine Höhe von 1.417m.  Folgt man von dort aus der D122 nach Westen, erreicht man den See Lac d`Issarlès, der auch im Spätsommer noch zum Baden und Sonnen einlädt.
Da es nicht in jedem kleinen Ort eine Tankstelle gibt, sollte man die Chance nutzen um Benzin zu bunkern, wenn man durch eine größere Ortschaft kommt. Die meisten Tankstellen funktionieren ohne Personal. Das bedeutet Selbstbedienung mit EC- oder Kreditkarte. Am besten hat man beide Karten dabei, denn manchmal wird die Kreditkarte nicht akzeptiert. Für uns waren diese „Geister-Tankstellen“ zunächst etwas unsympathisch, aber nach der dritten Betankung denkt man nicht mehr weiter darüber nach. Besonders günstig sind die Tankstellen der Supermärkte.
Weiter der Route folgend, kommt man in das angrenzende Departement Lozère, wo der nächste größere See auf uns wartete. Der Lac Naussac ist nicht nur wunderschön anzusehen, er dient auch der Energiegewinnung für ein Wasserkraftwerk. Wir haben dort eine Pause eingelegt um vom Rodin Parc von Rocles eine kleine E-Scooter Tour um den See herum zu unternehmen. Ein großartiger Spaß, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Wie der Begriff „agropastoral“ bereits ausdrückt, ist die Gegend von Landwirtschaft und der Haltung von Ziegen und Schafen geprägt, aus deren Milch Pélardon, ein Ziegenweichkäse von internationalem Renommee hergestellt wird. Die bäuerlichen Erzeuger gewährleisten jährlich die Herstellung von vier Millionen Pélardons, ausschließlich in den Cevennen. In der Drôme wird dieser Ziegenkäse Picodon genannt, ist aber praktisch der gleiche Käse.

Der imposante Col du Gerbier de Jonc.

Der Ortskern des kleinen Ortes Le Pont-de-Montvert.

Auch wir haben uns dem Thema Käse gewidmet. Ziegen und Schafe sind besonders gut an die kargen Böden und deren Bewuchs in den Bergen angepasst. So erklärt sich die Vorliebe der Franzosen für deren Käse, der in aller Vielfalt bei keinem Menu fehlen darf. Ein Besuch der Fromagerie de Hyelzas „Le Fédou“ in Hures la Parade sollte deshalb bei Planung der Route nicht vergessen werden. 
Unweit der Käserei befindet sich außerdem eine alte Windmühle, die „Moulin de la Borie“, in der heute noch wie früher Korn gemahlen wird.
Eine der beeindruckendsten Etappen führt von Florac aus über Montbrun nach Sainte-Enimie. Das Dorf Sainte-Enemie erhielt sogar eine Auszeichnung als eines der schönsten Dörfer Frankreichs. 

Tipp: Es lohnt sich eine Pause im Ort Pont-de-Montvert einzuplanen. Hier fließen am Fuße des Mont Lozére die Flüsse Le Martinet und Le Rieumal in den Oberlauf der Tarn. Die Ortschaft liegt im Nationalpark Cevennen, einem Teil des Massif Central, nur 20 km von Florac entfernt.

Der Tarnschlucht, Gorges du Tarn, folgend, kann man bis La Malene eine faszinierende Felslandschaft erleben. Bedingt durch die Trockenheit führt die Tarn zurzeit erschreckend wenig Wasser, so dass Bootsausflüge von La Marlene nicht mehr im gewohnten Umfang stattfinden können. Die Serpentinenstrecke hinauf in die Berge lohnt sich trotzdem. Mit etwas Glück kann man dort kreisende Geier und Adler am Himmel entdecken.
Weiter südlich auf dem Rückweg in Richtung unseres Basis-Hotels führte uns der Weg entlang der Jonte-Schlucht, Gorges de la Jonte. Zwischen Meyureis und Florac liegt dort die Ortschaft Gatuzières, wo sich die Brasserie Artisanale de Lozère befindet. Diese kleine Brauerei versorgt das Umland mit zahlreichen Biersorten und Limonaden, die in ihrer Vielfalt nur schwer alle zu probieren sind und sich bei uns in Deutschland wegen des Reinheitsgebotes nicht Bier nennen dürften. Das ermöglicht den Braumeistern ungeahnte Kreativität. Wir durften natürlich nur Limonade verkosten, aber einige Flaschen passten zum Glück doch noch irgendwie in die Gepäcknudel – man muss es nur wollen.

 

Text und Fotos: penta-media.de

Hier findet man Material, um die eigene Reise zu planen:

www.ardeche-guide.com
www.lozere-tourisme.com

Geführte Motorradtouren in der Region:
www.endurofuntours.com

JOCHEN EHLERS ENDUROFUNTOURS

Jochen Ehlers ist der Kopf von Endurofuntours und selber in Frankreich ansässig. Er kennt die Gegenden, die Menschen und findet sich nicht nur in der Ardèche und Lozère ohne Karten und Navi nahezu blind zurecht.