Rustenhart/Colmar (Elsaß) (WA). Wir sind spät dran dieses Mal, als wir in Formation über die Elsässer Landstraßen „fegen“, vorne Herbert auf Honda, dann Werner auf BMW R 50-Gespann und schließlich meine Wenigkeit auf der AJS 31. Arbeitsbedingt eben. Wenigstens sind die Straßen wieder trocken und die dicken Regenwolken vom Morgen abgezogen. Als wir zum „Anneau du Rhin“ (Rheinring) einbiegen, ist die obligatorische Mittagspause schon vorbei. Zielstrebig biegen wir Richtung Fahrerlager ein, der zweite Teil am Nachmittag läuft bereits. Das Grummeln von Motoren empfängt uns. Eine Morini und eine alte Motobi „Kraftei“ auf dem Weg zur Rennstreckeneinfahrt kreuzen unseren Weg. „Schön“, denke ich, das fängt ja gleich an, uns zu gefallen.
Überwiegend klassische Motorräder der Mittelklasse sind der Einladung des früheren MotoMorini-Händlers Wolfgang Tritsch gefolgt, ihre Schätzchen wieder einmal auf dem Rheinring zu bewegen. Das Ganze wie immer nicht in einem Rennen, sondern mit Geschwindigkeiten, die jeder fahren kann und will. „Prüf- und Einstellfahrten“ hat Tritsch das einmal genannt, keine Ahnung, ob diese Überschrift noch aktuell ist. Passt jedenfalls ganz gut zum Ganzen. Auch drei Jahre nach dem Rückzug in den „Rentnerstand“ bereitet es ihm immer noch Freude, die Veranstaltung jedes Jahr für so viele Fahrer zu organisieren. Gut gelaunt meint er gleich „Hast du die vielen Morinis schon gesehen?“ Verständlich, als früherer Morini-Händler kann er da nur gut gelaunt sein…In der Tat, die kleine Marke aus Italienstellt das Gros der vertretenen Mar-ken. Italienische Mopeds sind überhaupt stark vertreten. Ducatis, alte Einzylinder aus den 70ern oder Zahnriemen-Modelle aus den 80er und 90er Jahren und auch wenige Königswellen-Zweizylinder sind zu sehen. Die Teilnehmer sind in zwei Gruppen eingeteilt. Immer 30 Minuten im Wechsel „Rennstreckenluft“ schnuppern. Oder anders ausgedrückt, den eigenen Klassiker wieder einmal einige Kilometer bewegen. Ohne Gegenverkehr, Ampeln oder sonstigen Hindernissen. Also Klassisches aus den 50er bis 90er Jahren.
Neben den schon erwähnten Morinis und Ducatis beispielsweise ältere BMW-Boxer, Gilera Saturno, Moto Guzzi Le Mans, Matchless G 50, YamahaSR 500, ältere Hondas, dazwischen einige Zweitakter wie Yamaha RD 500, ältere Suzuki oder Aprilia 250 RS. Klar, auch einige modernere japanische Vierzylinder. Während die Fahrer der ersten Gruppe mit der schwarz-weiß karierten Zielflagge abgewunken werden und über den Auslauf zurück ins Fahrerlager rollen, sammeln sich die ersten Fahrer der zweiten Gruppe an der Einfahrt zum Ring. Auf der Strecke verteilen sich die Teilnehmer gut. Kein dichtes Gedränge, jeder kann nach seinem Tempo fahren. Hans, mit seinem augenscheinlich unterlegenen Material etwas belächelt, kurvt in sehenswerter Manier um weitaus leistungsstärkere Motorräder herum. Kein Respekt vor dem „Davor“. Fünf Plätze gut gemacht, fast jede Runde. „König im Kurvenlabyrint“, ohne Zweifel. Leider wird er auf der langen Geraden wieder nach hinten durchgereicht. Kein Wunder, sein Racer ist auch nur eine ziemlich aktuelle Yamaha125 mit 15 PS. Das scheint ihn aber nicht sonderlich zu stören. Denn nach der Geraden kommt garantiert wieder das erwähnte Kurvengeschlängel. Und da geht’s dann wieder anders herum…Manche Teilnehmer fahren auch schon nach einigen Runden wieder raus. Kurz an der Vergasereinstellung etwas ändern und nochmal zwei Runden dranhängen. Im Fahrerlager unter den Bäumen die Teilnehmer. Viele kennen sich, sind schon zum wiederholten Male dabei. Manche stehen jedes Jahr an der gleichen Stelle, neben dem gleichen Nachbarn. Angenehm dieses Mal, nicht so heiß wie letztes Jahr. „Wie läufts bei dir?“ Wenn die eigene Fahrergruppe wieder dran ist, werden die Mopeds angeschoben oder die Rollenstarter mühen sich wieder, gegen hohe Kompression anzukommen. Dazwischen das Kreischen einzelner Zweitakt-Renner.
Ganz leise rollt eine Aprilia RS 250 im Serientrimm vorbei. Welch schönes Moped, leicht und stark, optisch mit vielen schönen Details garniert. Und das alles serienmäßig ab Werk. Um 17 Uhr sind alle glücklich. Ein Tag geht dem Abend entgegen, der allen viel Freude bereitet hat.
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