In der Badischen Zeitung vom 17. August stand zu lesen, dass jetzt auch Waldkirch seinen Beitritt zur Initiative Motorradlärm erklärt hat. Das Erfreuliche in diesem Bericht war aber, daß immerhin vier Gemeinderäte dagegen stimmten und sich vier enthielten. Befremdlich für mich, als langjährige und sehr gemäßigte Motorradfahrerin ist aber dennoch, dass laut Aussage der Stadtverwaltung die Stadt Waldkirch von der Attraktivität und dem touristischen Angebot für Motorradfahrer profitiert! Warum also diese Entscheidung?
Befremdlich für mich ist auch, dass sich laut einer Umfrage des Umweltbundesamtes „nur“ 40 Prozent der Waldkircher Bürger vom Motorradlärm belästigt fühlen und dennoch der Gemeinderat beschließt, dieser Initiative beizutreten.
Ist das heute Demokratie-Denken? Ist ein Gemeinderat nicht von der Gesamtbevölkerung gewählt und sollte Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip vertreten?
Nach unserem Grundgesetz „endet die Freiheit des Einzelnen da, wo die Freiheit des Nächsten beginnt“ – das ist Fakt. Leider wird das, wie auch hier, von vielen Menschen vergessen. Nicht nur die „Motorradgegner“ haben Rechte,
auch die Motorradfahrer haben solche „in diesem, unserem Ländle“.
Ich finde diese einseitige Berichterstattung in den Medien und auch in der Badischen Zeitung einfach nicht richtig.
Und ich unterstelle jetzt einfach mal, dass, wenn das Umweltbundesamt eine überregionale Umfrage starten würde, sich noch viel weniger als 40 Prozent der Bevölkerung vom Motorradlärm gestört fühlt.
Wie kann es also sein, dass ein relativ kleiner Personenkreis sich herausnehmen kann, überall in den Medien seine Interessen kundzutun, die „Gegenseite“ aber nur ganz selten gehört wird?
Wie kann es sein, daß ein Gemeinderat beschließt einer Initiative beizutreten, obwohl ihm bekannt ist, dass doch immerhin 60 Prozent der ihn wählenden Bürger diese Initiative gar nicht unterstützen würde? Hier läuft einfach etwas falsch.
Ich fahre seit über 40 Jahren Motorrad und wer mich kennt weiß auch, dass mein Mann Berni seit 35 Jahren Motorradsicherheitstrainings anbietet. Wir tun das aus Überzeugung zur Unfallverhütung und auch aus wirklich immer noch großem Spaß am Motorradfahren. Wir haben selbst keine „Krawalltüten“ und legen auch bei den Sicherheitstrainings Wert darauf, sollte denn mal so jemand bei uns teilnehmen, ihn zu einer leiseren Fahrpraxis hinzuführen. Aber trotz allem müssen sich alle mal vor Augen führen, dass auch die etwas lauteren Motorräder immer noch im Rahmen des Gesetzes agieren. Ein Gesetz, das für alle gilt, bis es denn geändert wird.
Wenn ich dann in der BZ lese, dass die Initiatorin dieser ganzen Kampagne eine „Bäuerin“ ist, dann muss ich mich auch fragen, warum sie so gegen alle Motorradfahrer ist? Fahren Bauern nicht auch mit Traktoren oder Mähdreschern oder sonstigen lauten „Arbeitsgeräten“, die ihre Mitmenschen selbstverständlich akzeptieren müssen? Es gibt Gemeinden, da fahren Tag und Nacht LKWs durch, die ja auch nicht gerade leise sind. Gibt es da Initiativen von Lärmgegnern dagegen?
Es werden Fahrverbote für Motorradfahrer gefordert – wohlgemerkt für alle Motorradfahrer. Da verstehe ich echt die Welt nicht mehr. Bei mir ruft das nur Unverständnis auf ganzer Linie hervor.
Mit meinem Motorrad habe ich genauso Rechte, auf den öffentlichen Straßen zu fahren, wie alle anderen auch. Das ist mein Verständnis von „Gleichheit für alle“!
Deshalb meine Bitte an meine ganzen Motorradkollegen: Nehmt diesen Motorradgegnern den Wind aus den Segeln und seht zu, dass eure Motorräder vielleicht einfach etwas leiser fahren als gesetzlich noch erlaubt.
Meine Bitte an die Motorradgegner: Überlegt euch doch mal, gegen wen sich euer Hass richtet, wenn auf einmal alle Motorradfahrer nur noch mit den geforderten 80 Dezibel fahren? Dann kommen wohl die LKWs, vielleicht mal die Traktoren oder auch die bellenden Hunde, die schreienden Kinder oder die krähenden Gockel dran.
Es gibt einfach Menschen, die begreifen nicht, dass nicht nur sie „Freiheiten“ fordern können, sondern eben auch andere und es gibt Menschen, die müssen immer etwas haben, über das sie sich aufregen können, weil das der einzige Weg ist, auch mal gehört zu werden und im Rampenlicht zu stehen, denn sonst haben sie ja leider nichts zu sagen. Zu welcher Gruppe gehört wohl die Initiatorin dieser unsinnigen Kampagne? Vielleicht müssten sie einfach mal ihre Einstellung zu bestimmten Dingen überprüfen, „die sie nicht ändern können“. Das senkt den Blutdruck und tut auch der Gesundheit gut – wie schon meine Oma immer sagte.
Angelina Stehlin, Fahrerin eines BMW-Gespannes